Populismus und Bildung
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EDITORIAL
Populismus und Bildung Ekkehard Nuissl · Katarina Popovi´c
Angenommen: 28. Oktober 2020 / Online publiziert: 19. November 2020 © Der/die Autor(en) 2020
Populismus ist als ein Phänomen der politischen und gesellschaftlichen Gegenwart allgegenwärtig, wirkmächtig und polarisierend. Für manche ist „Populismus“ ein Kampfbegriff in der politischen Arena, für manche die begriffliche Fassung krisenhafter demokratischer Strukturen. Wir stellen Populismus in den unterschiedlichsten staatlichen, politischen und sozialen Kontexten fest – und zwar überall in der Welt. Regierende Personen, wie der amerikanische Präsident Trump, der brasilianische Präsident Bolsonaro, der türkische Präsident Erdogan gelten als Populisten, auch europäische Politiker wie der englische Premierminister Johnson, der ungarische Premier Orbán und der serbische Präsident Vuˇci´c. Die von ihnen vertretene und durch sie realisierte Politik ist populistisch. Sie behaupten, das Interesse des Volkes (lat. populus) zu repräsentieren: „Make America great again.“ Oder ein freies United Kingdom könne zu alter Größe finden. Und so fort. Die Video-Serie „America First, every other country second“ etwa ist eine globale, urkomische Antwort auf die populistischen Botschaften des Präsidenten Trump.1 Es ist nicht so, dass sich Populismus vor allem in autoritären Regierungsformen zeigt, etwa in ehemaligen sozialistischen Ländern, asiatischen Ländern mit autoritären Traditionen, Ländern mit kolonialer Leidensgeschichte. Es zeigt sich, dass auch Länder mit langer demokratischer Tradition anfällig für Populismus sind, denn sogar
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Entstanden nach Donald Trumps Inauguration im Jahr 2017, von mehreren europäischen TV-Satiresendungen 2017–2019 produziert (http://everysecondcounts.eu/).
E. Nuissl () Universität Kaiserslautern, Kaiserslautern, Deutschland E-Mail: [email protected] K. Popovi´c Universität Belgrad, Belgrad, Serbien E-Mail: [email protected]
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E. Nuissl, K. Popovi´c
in gefestigten europäischen Demokratien verbuchte Populismus, vor allem RechtsPopulismus, beachtliche Erfolge. Sichtbar ist Populismus vor allem in politischen Aktionen, die im öffentlichen Raum organisiert sind – Protestkundgebungen, Aufmärsche, Ansammlung verschiedener Gruppen. Häufig richten sind solche Aktionen in den letzten Jahren gegen Migrantinnen und Migranten, die „als Angriff auf die ,heile Welt‘ ethnokultureller Beschaulichkeit interpretiert“ werden, wie eine Studie der TU Dresden zeigt (MIDEM 2018, S. 80). Populismus ist sichtbar geworden, mit unterschiedlichen Zielen. Populismus zeigt sich selbstsicher im öffentlichen Raum. Parteien suchen nach Popularität, und nicht nur „rechte“ Parteien greifen nach populistischen Mitteln, um sie zu gewinnen. Insbesondere „rechte“ Parteien aber haben in Deutschland und andernorts (etwa Frankreich, Niederlande, Österreich) mittels populistischer Taktiken für eine diskursive Verschiebung der öffentlichen Debatten zu den wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen beig
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