Psyche und Stress

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Endokrinologie Einführung zum Thema Gynäkologische Endokrinologie 2020 · 18:133–134 https://doi.org/10.1007/s10304-020-00331-0

Heribert Kentenich1 · Sibil Tschudin2 1 2

© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

Fertility Center Berlin, Berlin, Deutschland Abtl. Gyn. Sozialmedizin & Psychosomatik, Frauenklinik, Universitätsspital, Basel, Schweiz

Psyche und Stress Dass „Stress“ auf die Psyche schlägt – und möglicherweise zu einem Burnout führt – ist eine weit verbreitete Vorstellung. Eine klare Definition der Begriffe „Psyche“ und „Stress“ zu finden, wird hingegen schon schwieriger. Folgt man Wikipedia, dann gilt: „Die Psyche kann als Ort menschlichen Fühlens und Denkens verstanden werden. Sie ist die Summe aller geistigen Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen. In der Medizin geht man heute von der Annahme aus, dass Körper (Physis) und Geist (Psyche) nicht grundsätzlich voneinander unabhängig sind, sondern sich gegenseitig beeinflussen können (Psychosomatik).“ Ebenfalls entsprechend Wikipedia handelt es sich beim Stress um ein im eigentlichen Sinn psycho-somatisches Phänomen: „Stress bezeichnet zum einen durch spezifische äußere Reize (Stressoren) hervorgerufene physische und psychische Reaktionen bei Lebewesen, die zur Bewältigung besonderer Anforderungen befähigen, und zum anderen die dadurch entstehende körperliche und geistige Belastung.“ Auf die beiden Begriffe „Psyche“ und „Stress“, ihr Zusammenspiel und die zugrundeliegenden endokrinologischen Mechanismen möchten wir in dieser Ausgabe der „Gynäkologischen Endokrinologie“ unseren Blick richten. Dass Stress zu deutlichenVeränderungen auf der Hypothalamus-HypophysenGonaden-Achse (HPG-Achse) führen kann, ist am Beispiel von bestimmten Formen der Amenorrhö zu sehen. Der Volksmund kennt „Fluchtamenorrhö“, „Kriegsamenorrhö“, „Notstandsamenorrhö“ und sogar „First-kiss-Amenorrhö“. Physiologisch scheinen diese Phänomene recht gut erklärt zu sein. Über das Zwischenhirn wird der Hypothalamus

gesteuert, sodass von den Neuronen das Dekapeptid GnRH gebildet und in der Hypophyse die Freisetzung der Hormone FSH und LH bewirkt wird. Eine besonders bedeutsame Störung dieser Steuerung stellt die Anorexia nervosa dar. Dieses vorwiegend bei Jugendlichen auftretende schwerwiegende Krankheitsbild, das durch eine Verbindung von Untergewicht, Esstörungen und vorhandenem psychischem Druck gekennzeichnet ist, ist mit einer nicht geringen Sterblichkeitsrate verbunden. Eine weitere „Stressachse“ ist die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse). Als Stresshormon gilt das Hormon Kortisol. Inwieweit aber Messungen dieses Hormons eine eindeutige Antwort auf Stresszustände geben können, ist durchaus diskussionswürdig. Die Ausführungen von Catharina Bullmann zur HPA-Achse, mit besonderem Fokus auf deren Physiologie, bieten eine gute Grundlage hierfür.

Inwieweit Messungen des »Hormons Kortisol eindeutige Antwort auf Stresszustände geben können, ist diskussionswürdig Betroffene Paare sind oft der Auffassung, dass Stress eine Ursache ihres