Fischer, J. (2020). Willkommen im 21. Jahrhundert. Europas Aufbruch und die deutsche Verantwortung
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Fischer, J. (2020). Willkommen im 21. Jahrhundert. Europas Aufbruch und die deutsche Verantwortung Köln: Kiepenheuer & Witsch. 208 S., ISBN: 978-3-462-05473-6, C 20,-. Sven Morgen
© Der/die Autor(en) 2020
Manchmal dauern Jahrhunderte länger als genau 100 Jahre und manchmal beginnt deswegen ein neues Jahrhundert etwas später. So zum Beispiel das 21. Jahrhundert. Wir schreiben zwar schon das Jahr 2020, aber so richtig werden die Konturen des 21. Jahrhunderts erst jetzt erkennbar. Nach dem fälschlicherweise angenommenen Ende der Geschichte in den 1990ern und einem Jahrzehnt der amerikanischen Superhegemonie am Anfang der 2000er, die mit dem Krieg gegen den Terror ihr eigenes Ende geschaffen hat, können wir aktuell den Beginn einer Zeitenwende und globalen Machtverschiebung beobachten. Joschka Fischer bietet in seinem Buch Willkommen im 21. Jahrhundert. Europas Aufbruch und die deutsche Verantwortung aus deutscher und europäischer Perspektive einen interessanten Blick auf die bereits stattfindenden und auf die noch bevorstehenden, aber bereits schemenhaft erkennbaren, geopolitischen Entwicklungen und Umbrüche an. Fischer startet sein Buch mit der Feststellung, dass aktuell drei Revolutionen gleichzeitig bevorstehen, die die Welt grundlegend verändern werden und Deutschland und Europa vor größte Herausforderung stellen. Als erstes wird die Revolution des transatlantischen Verhältnisses durch die Präsidentschaft Donald Trumps angeführt. Diese bedingt, dass Europa zukünftig nicht mehr vorbehaltslos auf die (sicherheitspolitische) Unterstützung der USA zählen könne. Als zweite Revolution müsse der Aufstieg Chinas zur globalen Nummer eins gesehen werden, der die geopolitischen und wirtschaftlichen Machtverhältnisse nachhaltig neu ordnen und Konsequenzen für Europas Selbstverständnis sowie das transatlantische Verhältnis haben wird. Als dritten Punkt führt Fischer die Digitale Revolution an, von der er prognostiziert, dass diese ebenso geeignet ist, die globalen Machtverhältnisse S. Morgen () Lehrstuhl für Internationale Beziehungen, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena, Deutschland E-Mail: [email protected]
K
S. Morgen
vollkommen neu zu ordnen und Fragen nach Souveränität und Abhängigkeit im 21. Jahrhundert virulent zu machen. Fischer geht davon aus, dass es mit diesen Revolutionen auch eine längere Phase der globalen Unordnung und des erhöhten Risikos geben wird und spitzt diese Gemengelage auf folgende Frage zu: „Wird Europa also im 21. Jahrhundert ein Leben unter fremder Einflussnahme und in wirtschaftlicher Abhängigkeit zu führen haben?“ (S. 27). Die Beantwortung dieser Frage hängt für Fischer allein vom Willen der Europäer zur eigenen Souveränität ab. Wie Europa und Deutschland diese Souveränität erlangen und auch zukünftig erhalten könnte, führt Fischer in den einzelnen Kapiteln seines Buches aus. Zunächst müssten Europa und Deutschland anerkennen, dass der von Trump erzwungene Wandel im transatlantischen Verhältnis nachhaltig andauern wird – auch unabhängig von der Person Tr
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