Katatones Wandern mit Emil Kraepelin, Aloys Alzheimer, Henry Aloysius Cotton und anderen
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Hans Förstl
© Der/die Autor(en) 2020
Katatones Wandern mit Emil Kraepelin, Aloys Alzheimer, Henry Aloysius Cotton und anderen
Nach Eröffnung der Königlich Psychiatrischen Klinik München im Jahr 1904 war die Personalausstattung zunächst übersichtlich. So werden im Amtlichen Verzeichnis des Personals im Sommersemester 1906 Emil Kraepelin als Direktor und Robert Gaupp als Oberarzt aufgeführt, Hans Gudden als Leiter der Poliklinik, Aloys Alzheimer als wissenschaftlicher Assistent sowie vier klinische Assistenzärzte Paul Nitsche (1. Assistent), Karl Weiler (2. Assistent), Otto Rehm (3. Assistent) und Alfred Busch (4. Assistent). Daneben erwähnt werden drei interne und zwei externe, namentlich nicht bezeichnete Volontärärzte [14]. Dabei handelte es sich um Otto Gross, Werner Lüttge und Felix Plaut sowie die Studenten Carl Bastin, Eduard Reiß, Paul Weber und den Offizier Palmberger [6, 8, 17]. Umso überraschender ist die internationale Beteiligung am Betriebsausflug im Sommer 1906, bei dem Smith Ely Jelliffe aus den USA dieses Gruppenbild machen ließ (. Abb. 1). Laut Jelliffe wurden diese einmal jährlich stattfindenden Ereignisse von Mitarbeitern als „katatone Wanderungen“ bezeichnet [13]. Jelliffe reiste gemeinsam mit Pearce Bailey und die beiden arbeiteten im Sommersemester 1906 sechs Monate an der Klinik mit Kraepelin und im Labor mit Alzheimer [4, 13]. Er betonte in seinem Beitrag den Enthusiasmus der Assistenten und Forscher einschließlich der internationalen Gäste, von denen er Scripture und Cotton aus den USA, Parhon aus Rumänien, Sibelius aus Finnland und
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, TU München, München, Deutschland
Lundborg aus Schweden namentlich erwähnt [4, 13]. Die drei letztgenannten finden sich nicht auf dem Ausflugsfoto und ebenso wenig Weiler und Nitsche, der unter einer länger dauernden Erkrankung litt [19]. Diese Konzentration vielversprechender und einflussreicher Nervenärzte auf einer sommerlichen Wanderung ist bemerkenswert. Die Teilnehmer haben die Nervenheilkunde im Positiven und Negativen stark geprägt. Einige waren gerade berufen worden (Flatau in Warschau, Gaupp nach Tübingen) oder auf dem Weg zu einer neuen und einflussreichen Position. . Tab. 1 verrät womit sich Kraepelin
und seine Kollegen in dieser Zeit wissenschaftlich beschäftigten. Achucarro verteidigte 1906 seine Dissertation über die Pathologie der Tollwut erfolgreich in Madrid. Allers betätigte sich pflichtbewusst im Chemielabor, wandte sich aber Jahre später in den USA der Psychotherapie und Philosophie zu. Alzheimer hatte im April 1906 das Gehirn von Auguste D. untersucht und hielt am 3. November des Jahres seinen gleichermaßen bescheidenen wie bahnbrechenden Vortrag über die Grundlagen der präsenilen Demenz [1, 11]. Gaupp, Gudden und Kraepelin äußerten sich zu den psychischen Problemen im modernen München und
Abb. 1 8 Sommersemester 1906, Betriebsausflug der Königlich Psychiatrischen Klinik in München; stehend von links nach rechts: Alzheimer – Rohde (?) – Kraepelin – Urstein – Jelliffe – Perusini – Bailey – Busc
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