Musizieren und Emotionsregulation bei Grundschulkindern

Musikalische Emotionsregulation bei Kindern ist bisher wenig untersucht. Das vorliegende Kapitel berichtet daher sowohl Befunde zu erwachsener und jugendlicher als auch zu kindlicher Emotionsregulation durch Musik. Musik scheint ein über alle Altersstufen

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REPORT


Musizieren und Emotionsregulation bei Grundschulkindern E. Kamala Friedrich, Ingo Roden, Emily Frankenberg, Gunter Kreutz, Stephan Bongard

22.1

Einleitung – 338

22.2

Musik und Emotionen bei Erwachsenen und Kindern – 339

22.3

Emotionen und Emotionsregulation – 339

22.4

Emotionsregulation durch Musik – 342

22.4.1 22.4.2 22.4.3

Musikalische Emotionsregulation bei Erwachsenen – 342 Musikalische Emotionsregulation bei Jugendlichen – 343 Musikalische Emotionsregulation bei Kindern – 347

22.5

Musik und negative Emotionen – 348

22.5.1 22.5.2

Stress-, Angst- und Schmerzreduktion durch Musik – 348 Auftrittsängstlichkeit – 350

22.6

Fragebogen zu Emotionen beim Instrumentenlernen (FEIL) – 352

22.7

Zusammenfassung – 354 Literatur – 355

G. Bernatzky, G. Kreutz (Hrsg.), Musik und Medizin, DOI 10.1007/978-3-7091-1599-2_22, © Springer-Verlag Wien 2015

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338

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Kapitel 22 • Musizieren und Emotionsregulation bei Grundschulkindern

Es gibt Hinweise, dass das Musizieren bei Jugendlichen im Gegensatz zum Musikhören zusätzlich durch den Wunsch, anderen Personen zu gefallen, beeinflusst wird. Auch Studien zur Stress-, Angst- und Schmerzreduktion können emotionsregulative Wirkungen von Musik nachweisen. Untersuchungen zur Auftrittsängstlichkeit legen nahe, dass Musik nicht nur positive, stressreduzierende Effekte hat, sondern durchaus auch selbst Stress und Angst im Musiker auslösen kann. Diese negativen Effekte des Musizierens wurden bereits bei Grundschülern gefunden. Ein neuer Fragebogen zu Emotionen bei Instrumentenlernen wird vorgestellt, der sowohl die positiven als auch die negativen Effekte des Musizierens auf Grundschüler reliabel und über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren stabil misst. Die berichteten Ergebnisse zeigen, dass Musikhören und Musizieren als Emotionsregulationsmechanismen in allen Altersklassen fungieren, Musizieren jedoch auch stressinduzierend wirken kann.

22.1 Einleitung*

Schon in der Antike gingen die Griechen von einer emotional positiven, befreienden Wirkung von Musik auf die menschliche Psyche aus. Die musikalischen Vorgänge im Menschen wurden in zwei Prozesse unterteilt: Auf der einen Seite sollte Musik dazu dienen, in der Mimesis Geschehnisse der realen Welt zu imitieren. Auf der anderen Seite sollte sie aufgrund emotionaler Erlebnisse während des Musikhörens durch die Katharsis (ein Begriff, den sich später auch Sigmund Freud zu eigen machte) die Psyche reinigen (Juslin u. Sloboda 2001). Auch heute noch ist die Ansicht weit verbreitet, dass Musik unser Wohlbefinden positiv beeinflussen, Emotionen regulieren und sich sozial integrativ auswirken kann. Jäncke schränkt indessen ein, dass »trotz aller eindrücklichen Beispiele aus dem Alltag, welche uns die emotionale Kraft der Musik vor Augen führen (…), die wissenschaftlichen Grundlagen der emotionalen Wirkung von Musik bisher eher spärlich erforscht« seien (Jäncke 2009, S. 238). Insbesondere die Auswirkungen des Musizierens auf Instrumenten ist gegenüber dem Anhören von Musik in vergleichsweise geringem Umfang wissenscha