Operation Reichstag
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Herz-, ThoraxGefäßchirurgie
und
#Leben Z Herz- Thorax- Gefäßchir https://doi.org/10.1007/s00398-020-00404-z © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
„Politik ist nichts weiter als Medizin im Großen“ [1] – Rudolf Virchows Satz war vielleichtpathologischergemeint, als eine Chirurgin ihn verstehen würde. Dass die Politik von anderen Verfahren beherrscht wird als eine Operation am offenen Herzen, war mir jedoch schon vor meiner Wahl in den Deutschen Bundestag im Jahr 2017 bewusst. Politik ist Diskussion und Widerspruch, langwierige Verfahren und Kompromiss. Der stationäre Alltag ist dagegen von schneller Abstimmung, Entscheidungshierarchie und Ursache-WirkungZusammenhängen bestimmt. Doch ist dies der Grund, warum Politik den Akteuren im Gesundheitswesen oft fremd bleibt? NachüberzweiJahreninmeinem neuen Leben als Mandatsträgerin im Deutschen Bundestag und ein Jahr nach meiner Ernennung als Patientenbeauftragte der Bundesregierung möchte ich Ihnen meine Erfahrungen, die Erfahrungen einer Ärztin in der Politik, näherbringen. Dass dieses Leben immer noch relativ neu ist, erkenne ich beinahe täglich an den Biografien der Kolleginnen und Kollegen um mich herum. Viele von ihnen sind schon früh in die Politik gegangen, manche in den Jugendorganisationen ihrer Parteien. Viele haben jahrzehntelang Plakate geklebt, ihre Freizeit in Ortsverbandssitzungen oder in Gemeinderatssitzungen verbracht, wurden in ihrem persönlichen Umfeld mit der Politik ihrer Partei konfrontiert. Man nennt das die „Ochsentour“, der langwierige Einsatz für und langsame Aufstieg in der Partei. Ich habe großen Respekt davor – insbesondere, weil die Kommunalpolitik stets im ganz persönlichen Einsatz und oft genug auf eigene Kosten gestaltet werden muss.
Claudia Schmidtke Berlin, Deutschland
Operation Reichstag
Seiteneinsteigerin trifft auf Ortsverband Doch sind die Zeiten, in denen Parteien nur noch auf Eigengewächse setzen, lange vorbei. Als ich mich zum ersten Mal zu einer Ortsverbandssitzung aufmachte, wurde mir viel Offenheit und Interesse entgegengebracht. Man brauche doch Seiteneinsteiger! Einen unverklärten Blick von außen auf die Politik. Mit Kompetenzen, die man aus unterrepräsentierten Berufszweigen mitbringe. Probieren Sie es doch auch mal aus! Ich bin sicher, Sie werden überrascht sein. Auf der anderen Seite darf man nicht davon ausgehen, dass die politischen Prozesse nur darauf warten, von Seiteneinsteigern neu geordnet zu werden. Die gewöhnungsbedürftigen Veranstaltungsformate vom Stammtisch über das Grünkohlessen bis zu Kreisparteitagen und Kreisverbandsausschüssen sind seit Jahrzehnten eingespielt. WeralsodenSchrittindie Politikwagt, begibt sich auch in eine andere Kultur. Sie können sie manchmal besichtigen, wenn Sie in Wahlkampfzeiten durch Fußgängerzonen laufen. Dort stehen Menschen aller Altersgruppen, die in ihrer Freizeit politisch mit Ihnen diskutieren wollen, Ihnen (durchaus nachgefragte!) Kugelschreiber in die Hand drücken und Luftballons für die Kinder parat halten.
Lübeck: tausendmal versucht Zwei Jahre n
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