Subjektivierung Distinktion Narzissmus

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REPORT


bjektivierung Distinktion Narzissmus Daniel Dravenau · Lutz Eichler

Zusammenfassung:  Die Diskussion um Subjektivierung tendiert dazu, die Individuen als Opfer zu fokussieren und sich auf Organisations-, Kultur- und Diskursanalysen zu beschränken. Der Beitrag schlägt eine sozialstrukturelle und -psychologische Perspektivenerweiterung vor. Die Konzepte der Distinktion und der symbolischen Gewalt erlauben eine genauere Sicht auf milieuspezifische Voraussetzungen, Bedeutsamkeiten und Wirkungen der Subjektivierung im flexiblen Kapitalismus. Narzissmustheoretische Konzepte erweitern das Verständnis der besonderen Attraktivität von Subjektivierungsdiskursen aufgrund ihrer Bezogenheit auf die widersprüchliche Psychodynamik von Ohnmacht, Omnipotenz und Angst. Diese Perspektivenerweiterung verspricht nicht zuletzt eine bessere Reflexion der Macht- und Herrschaftsverwobenheit der Subjektivierung im Interesse ihrer emanzipatorischen Potentiale. Schlüsselwörter:  Subjektivierung · Distinktion · Narzissmus · Symbolische Gewalt

Subjectification distinction narcissm Abstract:  The work on subjectification tends to put actors in a victimized position and to restrain itself on organizational discourse and cultural analyses. The article proposes a sociostructural  and -psychological enhancement of perspective. The concepts of distinction and symbolic violence will give a more accurate picture of class specific conditions, meanings and effects of subjectification in flexible capitalism. Concepts of narcissism theory improve our understanding of subjectification’s attraction through its relation to the antagonistic psychodynamic of impotence, omnipotence and fear. Not at last, this enhancement of perspective will allow for a better reflection on subjectification’s entanglement with power and dominance in the interest of its emancipatory potentials. Keywords:  Subjectification · Distinction · Narcissm · Symbolic violence

© Springer Fachmedien Wiesbaden 2012 Wir bedanken uns bei den anonymen Gutachtern und den Herausgebern für wertvolle Hinweise zur Präzisierung unserer Überlegungen. D. Dravenau () Institut für Soziologie, Universität Erlangen-Nürnberg,   Kochstr. 4, 91054 Erlangen, Deutschland E-Mail: [email protected] Dr. L. Eichler Institut für Soziologie, Universität Erlangen-Nürnberg,   Kochstr. 4, 91054 Erlangen, Deutschland E-Mail: [email protected]

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D. Dravenau und L. Eichler

1  Einleitung In der Diskussion um die Transformation moderner kapitalistischer Gesellschaften sind Prozesse der postfordistischen Individualisierung, der Entgrenzung und der Subjektivierung der Arbeit beschrieben und analysiert worden (vgl. u. a. Voswinkel 2002; Moldaschl und Voß 2002; Kratzer 2003; Arbeitsgruppe SubArO 2005). Darüber hinaus haben seit einigen Jahren kultur-, diskurs- und gouvernementalitätstheoretische Arbeiten nach der Art und Weise gefragt, mit der die Individuen nun auch in Feldern außerhalb der Arbeit subjektiviert werden, indem ihre Bedürfnisse nach autonomer Selbstständigkei