Soziologische Theorie
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Soziologische Theorie Ute Volkmann
© Der/die Autor(en) 2020
Schwinn, Thomas: Soziale Ungleichheit in differenzierten Ordnungen. Zur Wechselwirkung zweier Strukturprinzipien. Tübingen: Mohr Siebeck 2019. 275 Seiten. ISBN 978-3-16-155874-0. Preis: C 49,–.
Mit dem vorliegenden Buch hat Thomas Schwinn erneut aus zehn bereits publizierten sowie zwei unveröffentlichten Aufsätzen einen Band zusammengestellt, um den state of the art von zwanzig Jahren eigener konzeptioneller Theoriearbeit zu dokumentieren, dieses Mal zur Verknüpfung von Differenzierungstheorie und ungleichheitstheoretischen Perspektiven. Damit legt Schwinn nach „Max Weber und die Systemtheorie“ nun auch zum zweiten seiner drei großen theoretischen Forschungsthemen eine Zwischenbilanz vor. Jeweils drei Aufsätze sind zu einem Themenkomplex gebündelt. Im ersten Block finden sich mit dem eröffnenden Artikel aus dem Jahr 1998 und zwei bis dato unveröffentlichten Manuskripten grundlegende Texte zur „Verhältnisbestimmung von funktionaler Differenzierung und sozialer Ungleichheit“ (S. 8). Die Aufsätze des zweiten Blocks diskutieren das theorieverknüpfende Potenzial der Begriffe Inklusion, Exklusion und Intersektionalität. Im dritten Block sind Texte gebündelt, die den Staat als durch ungleiche soziale Lagen und Interessen strukturierte und gesellschaftliche Verteilungsprozesse legitimierende Instanz in den Fokus rücken. Im letzten Block finden sich Auseinandersetzungen mit alternativen gesellschaftstheoretischen Angeboten, angefangen mit Adrian Itschert über Uwe Schimank bis zu Hartmut Esser. Ich will im Folgenden nicht die einzelnen Beiträge je für sich würdigen, sondern nach der gesellschaftstheoretischen Essenz der hier vorgelegten Zusammenschau U. Volkmann () Institut für Soziologie, Universität Bremen Mary-Somerville-Straße 9, 28359 Bremen, Deutschland E-Mail: [email protected]
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U. Volkmann
fragen. Die Einleitung bringt sowohl die „wissenschafts- und theoriegeschichtlich“ (S. 4) begründeten, wechselseitigen „Rezeptionssperren“ (S. 1) der beiden Gesellschaftstheorien als auch die daraus abgeleitete Programmatik der zu leistenden Theoriearbeit systematisch auf den Punkt. Schwinn identifiziert fünf empirisch mögliche Ausprägungen des Verhältnisses der beiden Strukturprinzipien, die vom Primat sozialer Ungleichheit über die sozialstrukturelle Brechung institutioneller Handlungslogiken, ein- oder wechselseitige Förderung oder Indifferenz bis zum Primat funktionaler Differenzierung reichen (S. 4–6). Um dieser „Bandbreite an Beziehungsmöglichkeiten“ und damit der „Varianz sozialer Ordnungsphänomene“ gerecht zu werden, „[müsste] [e]ine Theorie [...] so angelegt sein, dass sie das gesamte Spektrum konzeptionell zu erfassen vermag“. Bisherige Gesellschaftstheorien, so Schwinn, leisten genau dies nicht, weswegen sie „aufgebrochen und neu rekonstruiert werden [müssen]“ (S. 7). Wie sieht dieser derzeitige Stand der Schwinn’schen Rekonstruktionsarbeit aus? Es liegt nahe, hier vor allem die grundlegenden Texte des ersten Themenblocks in den Blick zu nehmen,
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