Von der Rekonstruktion zur Funktion

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REPORT


T. Beleites · T. Zahnert · M.-L. Polk · A. Kluge · M. Neudert · M. Kemper

© Der/die Autor(en) 2020

Von der Rekonstruktion zur Funktion

Klinik und Poliklinik für HNO, TU Dresden, Universitätsklinikum, Dresden, Deutschland

Tympanoplastik-Training mit Real-TimeFeedback

Unser Sinnesorgan für die Schallwahrnehmung ist auf kleinem Raum in festem Knochen eingebettet, hat durch die angrenzende mittlere und hintere Schädelgrube nur einen sehr begrenzten Zugang und ist wichtigen Strukturen wie N. facialis und A. carotis interna unmittelbar benachbart. Die Chirurgie des Ohrs erfordert bei komplexer Anatomie sicheres und geschicktes Agieren auf engstem Raum. Das Erlernen von Standardprozeduren der Mittelohrchirurgie am Patienten ist aufgrund gravierender Folgen für diesen bei fehlerhaftem Vorgehen problematisch. Zum risikofreien Training verschiedener Schritte der Ohroperation erscheint daher ein Trainingsmodell mit Real-TimeFeedback wünschenswert. Außerdem wird die Übertragung der RealTime-Feedback-Methode in die reale Operationssituation diskutiert.

Feinmotorische Präzision in der Mittelohrchirurgie Bei der Mittelohrchirurgie werden 3 wesentliche Ziele verfolgt. An erster Stelle sollen gefährdende oder behindernde Prozesse wie Entzündungen, Neubildungen, Gewebsverdickungen oder Gewebsverlagerungen sicher entfernt werden. Das zweite Ziel ist die funktionell optimale Wiederherstellung des Schallleitungsapparats oder die implantatgestützte Rehabilitation des Hörvermögens. Als drittes Ziel kann die langzeitstabile Rekonstruktion funk-

tionsrelevanter Begleitstrukturen wie Gehörgangswand, Tuba auditiva oder Tegmen tympani unter dem Aspekt einer zukünftigen Pflegeminimierung des Ohrs angesehen werden. Im Ergebnis der durchgeführten Mittelohrchirurgie soll ein gut hörfähiger und weitgehend vom HNO-Arzt unabhängiger Patient resultieren. Zur Erreichung dieser Ziele ist ein hochgradig präzises Arbeiten auf engstem Raum und ausgezeichnetes anatomisches Orientierungsvermögen erforderlich. Die präzise Führung der Instrumente kann eine Schädigung des Innenohrs weitestgehend vermeiden und ist für den erfolgreichen Aufbau der schallübertragenden Strukturen unabdingbar. Diese feinmotorische Präzision und eine ruhige Hand sind besonders bei Arbeiten am Stapes und dessen Umgebung erforderlich. Neben der Entfernung von Cholesteatommatrix, narbigen Verwachsungen und entzündlich verändertem Gewebe erfordert auch der Wiederaufbau von Anteilen der Gehörknöchelchenkette viel Feingefühl und Übung. Defekte der Kette, meist bedingt durch chronische Entzündungsprozesse finden sich am häufigsten am langen Ambossschenkel [23]. Für die Art der Versorgung spielt der noch erhaltene Anteil dieses Knochenfortsatzes die entscheidende Rolle. Zahnert [25] empfiehlt bei kleinen Defekten des langen Ambossschenkels ohne Längenverlust eine Knochenspaninterposition, bei Längenverlust bis 30 % den Einsatz einer Winkelprothese oder die Verwendung von Knochenzement und bei weitergehendem Substanzverlust die

Rekonstruktion mit dem individuell zurechtgeschliffenen Ambos