Wann muss der Patient an die Dialyse?

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REPORT


Konflikte an der Schwelle zum Nierenversagen

Wann muss der Patient an die Dialyse? Mit dem Alter lässt bekanntlich auch die Nierenleistung nach. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass in den Dialysezentren vor allem ältere Patienten betreut werden. Immer wieder wird auf den großen Fachkongressen jedoch die Frage nach dem Wann diskutiert: Wann soll der Hausarzt nicht länger warten, seine niereninsuffizienten Patienten zum Nephrologen zu überweisen? Und wann ist der richtige Zeitpunkt für die Dialyse gekommen. Brisante praktische Fragen, von denen immer mehr betroffen sind. Dazu ein Gespräch mit dem Würzburger Nephrologen Prof. Christoph Wanner.

ginn festlegen zu können. Die Nephrologen tun sich sehr schwer, die Nierenfunktion genau zu messen, im klinischen Alltag wird sie abgeschätzt. Da gibt es eine ganz große Bandbreite von Entscheidungskriterien, abhängig von Alter, Körpergewicht, Muskelmasse und den Komorbiditäten; es ist also ein Unterschied, ob ein sonst gesunder junger Patient die Dialyseschwelle erreicht hat oder ein alter Mensch mit den unterschiedlichsten Erkrankungen: Es kann einfach keinen für alle gültigen Schwellenwert geben. Man hat auch erkannt, dass ältere Menschen durchaus manchmal zu früh an die Dialyse kommen, sie hätten, wenn man unter enger Kontrolle und Begleitbehandlung abwarten würde, keine Nachteile (IDEAL-Studie, siehe Kasten).

© Klaus Rose

MMW: Die Entscheidung, wann mit der Dialyse begonnen werden soll, scheint noch immer umstritten zu sein. Das Problem ist eher größer geworden, denn immer mehr ältere Patienten geraten ins Nierenversagen, die nicht alle ein Leben an der Dialyse – wenn sie denn über alle Vor- und Nachteile aufgeklärt wurden – für erstrebenswert halten. Und auch junge Patienten fragen sich, ob sie die Dialyse nicht doch noch ein paar Jahre aufschieben können. Wanner: Der Zeitpunkt, wann die Dialyse unumgänglich ist, sollte – so das Ziel – möglichst genau bestimmt werden, d. h. die Nierenfunktion wäre idealerweise möglichst genau zu bestimmten, um den Dialysebe-

Einen für alle Patienten gültigen Schwellenwert für die Dialysepflicht gibt es nicht.

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NACHGEFRAGT

bei Prof. Dr. Christoph Wanner „Ältere Patienten kommen manchmal zu früh an die Dialyse.“

Um das Thema, wann der optimale Zeitpunkt zur Dialyse gekommen ist, kümmern wir uns in der europäischen Fachgesellschaft (ERA-EDTA) sehr intensiv. Denn es hat sich viel geändert: Der typische Dialysepatient ist heute nicht mehr 20, obwohl es solche Patienten natürlich noch gibt (z. B. bei angeborenen Nierenerkrankungen), typisch ist heute der 70-jährige Diabetiker mit jahrelang unzureichend kontrollierter Hypertonie.

Gute Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Nephrologen MMW: Da unsere Kollegen im hausärztlichen Bereich in den letzten Jahren Nierenschäden immer besser erkennen, wird der typische Patient vom Hausarzt an Nierenzentren überwiesen. Wanner: Ja, dem Hausarzt fallen mittlerweile diese Patienten schon relativ früh auf durch die Eiweißbestimmung im Urin und die Kreatininmessung zur Abschätzung der Nierenfunkti