Wenn ein urologischer Notfall auf eine internistische Krise hinweist

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REPORT


Muhammad Abdeen1 · Martin Janssen3 · Zaid Al-Kailani1 · Matthias Saar1 · Stefan Siemer1 · Michael Stöckle1 · Gunter Aßmann2 · Johannes Linxweiler1 1

© Der/die Autor(en) 2020

Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland Klinik für Hämatoonkologie (innere Medizin 1), Universität des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland 3 Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland 2

Wenn ein urologischer Notfall auf eine internistische Krise hinweist Priapismus als klinische Erstmanifestation einer Leukämie Falldarstellung Anamnese Ein junger Patient stellt sich in den frühen Morgenstunden notfallmäßig mit einer seit ca. 24 Stunden (h) bestehenden schmerzhaften Dauererektion ambulant vor. Er berichtete von einem ähnlichen Ereignis, bereits 2 Wochen zuvor. Damals habe sich die Erektion nach einer kalten Dusche wieder spontan zurückgebildet. Es bestehen keine Vorerkrankungen oder Voroperationen, insbesondere auch nicht im kleinen Becken. Regelmäßige Medikamenteneinnahme oder Drogenkonsum werden ebenso verneint, wie Traumata oder Geschlechtsverkehr im Vorfeld der Symptomatik. Die weitere Anamnese ergab eine deutliche B-Symptomatik mit einem Gewichtsverlust von ca. 8 kg innerhalb der letzten 3 Monate, sowie verstärktes nächtliches Schwitzen.

körpern ca. 250 ml Blut aspiriert. Nun fällt während der Aspiration auf, dass sich in den gefüllten Spritzen nach kurzer Zeit eine dicklich weiße Schicht von den übrigen Blutbestandteilen separiert (. Abb. 1). Die Laboruntersuchungen des peripher-venös entnommenen Blutes ergeben die in . Tab. 1, 2 und 3 aufgeführten Resultate.

Diagnose Low-flow-Priapismus infolge eines Hyperviskositätssyndroms bei hochgradigem Verdacht auf das Vorliegen einer Leukämie.

Therapie und Verlauf In den Schwellkörpern werden jeweils 10 mg Etilefrin mit 10 ml 0,9 % NaCl verdünnt sowie 1000 IE Heparin injiziert. Hierauf sowie unter manueller Kompression kommt es zu einer kompletten De-

tumeszenz. Es wird abschließend für 3 h ein Druckverband angelegt. Zur weiteren Diagnostik und Therapie wurde der Patient in die Klinik für Hämatoonkologie aufgenommen. Nocham selben Tag erfolgte eine Beckenkammbiopsie, deren Aufarbeitung letztlich die Diagnose einer chronisch-myeloischen Leukämie (CML) in der chronischen Phase erbrachte. Die molekularzytogenetische Analyse aus den peripheren Blut- und Knochenmarkproben zeigte eine für die CML typische reziproke Translokation zwischen dem langen Arm von Chromosom 9 und dem langen Arm von Chromosom 22 (t[9;22], „Philadelphia-Chromosom“), welche zu einem BCR-ABL1Rearrangement führt. Zusätzlich ließ sich als sog. Major-route-Zusatzaberration eine Trisomie 8 nachweisen, welche jedoch nicht mit einer schlechteren Prognose assoziiert ist [3]. Die abdominelle sonographische Untersuchung zeigt eine Splenomegalie von 22 × 7 cm, eine signifikante

Klinischer Befund Der 32-jährige Patient ist in gutem Allgemein- und schlankem Ernährungszustand: blasses Hautkolorit, Körpertemperatur 37,2 °C, schmerzhafter,