Zur Herrschaftssoziologie und Geopolitik der Krise: Perspektiven einer historisch materialistischen Internationalen Poli

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ur Herrschaftssoziologie und Geopolitik der Krise: Perspektiven einer historisch materialistischen Internationalen Politischen Ökonomie Stefan Schmalz

Zusammenfassung:  Der Artikel skizziert die zentralen Diskussionsstränge der historisch materialistischen Internationalen Politischen Ökonomie (hm IPÖ) zur aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise. Die hm IPÖ ermöglicht den Fokus auf eine Herrschaftssoziologie der Krise. Neben einer Verschiebung der Kräfteverhältnisse kann diese auch die Weltmarktabsicherung durch das weitgehend kooperative globale Krisenmanagement erklären. Eine weitere Stärke der hm IPÖ besteht darin, dass sie den Zusammenhang zwischen Geoökonomie und Geopolitik besonders präzise herausarbeiten kann. Diese Sichtweise ermöglicht es, die Krise als eine Krise der USamerikanischen Hegemonie zu reinterpretieren. Schlüsselwörter:  Finanzkrise · Transnationalisierung · Demokratie · Weltwirtschaft · Weltordnung

On the Sociology of Domination and the Geopolitics of the Crisis: Perspectives of Historical Materialist International Political Economy Abstract:  The article gives an overview of the main lines of discussion in historical materialist International Political Economy (hm IPE) on the current financial and economic crisis. Hm IPE allows for a sociology of domination of the crisis. Apart from a shift in the relationship of social forces, hm IPE can thus also explain how the functioning of the world market was preserved by a rather cooperative global crisis management. A further strength of hm IPE concerns the nexus of geoeconomics and geopolitics. The current crisis is thus perceived as a crisis of US hegemony. Keywords:  Financial Crisis · Global Capitalism · Democracy · World Economy · World Order

Online publiziert: 19.11.2013 © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 Dr. S. Schmalz () Institut für Soziologie, Friedrich Schiller-Universität Jena, Carl-Zeiß-Straße 2, 07743 Jena, Deutschland E-Mail: [email protected]

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S. Schmalz

Niemand kann nach dem, was seit 2008 geschehen ist, Politik und politische Institutionen verstehen, ohne sie in enge Beziehung zu Märkten und wirtschaftlichen Interessen sowie den aus ihnen erwachsenden Klassenstrukturen und Konflikten zu setzen. Ob und inwieweit das „marxistisch“ ist oder „neomarxistisch“, ist eine Frage, die mir ganz und gar uninteressant erscheint und auf die ich mich nicht einlassen will. Zu den Resultaten der historischen Entwicklung gehört ja, dass man derzeit nicht mehr mit Gewissheit sagen kann, wo im Bemühen um Aufklärung der laufenden Ereignisse der Nichtmarxismus endet und wo der Marxismus beginnt. Ohnehin ist die moderne Sozialwissenschaft, vor allem wo sie sich mit ganzen Gesellschaften und ihrer Entwicklung befasst, nie ohne Rekurs auf zentrale Elemente „marxistischer“ Theorie ausgekommen – und sei es, dass sie sich im Widerspruch zu diesen definiert hat: Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass man die aktuelle Entwicklung der modernen Gegenwartsgesellschaften ohne den Gebrauch bestimmter auf Marx zurückgehender Schlüsselbegriffe nicht auch