ADHS im Leistungssport

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REPORT


ADHS im Leistungssport Xaver Berg, Malte Christian Claussen, Zürich, Schweiz

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung kommt vermutlich bei Athleten häufiger vor als in der Allgemeinbevölkerung. Impulsivität kann im Leistungssport sogar von Vorteil sein. Die Therapie ist jedoch kompliziert: Stimulanzien steigern die Leistung, sind aber im Wettkampf verboten.

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einträchtigt wird. Psychiatrische Komorbiditäten sind häufig (vor allem Angsterkrankungen, uni- und bipolare Depressionen und Substanzmissbrauch) und müssen bei Personen mit ADHS beachtet werden [2, 3, 4]. Im Leistungssport ist ADHS ein bedeutsames medizinisches Thema, das in den letzten Jahren mehr und mehr Beachtung in der Fachliteratur gefunden hat (Abb. 1). Im Folgenden sollen ein Überblick über den aktuellen Wissens-

Diagnostik Das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) verwendet in der aktuellen 5. Auflage (DSM-5) den Begriff ADHS und unterscheidet drei verschiedene Präsentationsformen der Erkrankung (prädominant unaufmerksam, prädominant hyperaktiv-impulsiv, Mischform) [5]. In der International Sta-

© Stefan Schurr – Fotolia (Symbolbild mit Fotomodell)

ie „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung“ (ADHS) ist eine der häufigsten neuropsychiatrischen Erkrankungen im Kindesund Jugendalter und weist eine hohe Persistenz bis ins Erwachsenenalter auf [1]. Die pathognomonische Symptom­ trias – Unaufmerksamkeit, Hyperkinesie und erhöhte Impulsivität – hat Einschränkungen im schulischen, beruflichen und sozialen Bereich zur Folge, ­wodurch die Lebensqualität oft stark be-

und Forschungsstand gegeben und drei Kernfragen beantwortet werden: 1. Gibt es Unterschiede in der Häufigkeit von ADHS bei Athleten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung? 2. Wieso könnte ADHS gerade bei Athleten gehäuft auftreten? 3. Müssen spezifische Implikationen in der Therapie von ADHS bei Athleten berücksichtigt werden?

Nicht unbedingt ein Hindernis – erhöhte Impulsivität kann im Sport ein Vorteil für schnelle Aktionen sein.

DNP – Der Neurologe & Psychiater  2020; 21 (5)

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Abb. 1: Publikationen pro Jahr in PubMed zum Thema „ADHS und Athleten“

tistical Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD) wird in der aktuellen Ausgabe 10 ADHS als „hyperkinetische Störung“ (F90.0) bezeichnet [6]. In der nächsten Ausgabe (ICD-11; geplante Veröffentlichung 1/2022), wird eine Angleichung der ADHS-Klassifikation an die DSM-5 erfolgen [7], die in der Literatur häufiger Verwendung findet. Diagnostik nach DSM-5 Die Diagnose ADHS wird klinisch gestellt und orientiert sich an den Kernsymptomen der Erkrankung. Mit der ICD-10 und dem DSM-5 stehen zwei ­unterschiedliche Klassifikationssysteme zur Verfügung, deren diagnostische Kriterien sich unterscheiden. In der Literatur finden weit häufiger die DSM-5-Kriterien Anwendung. Das DSM-5 nennt 18 verschiedene klinische Symp