Akustisches Trauma nach Autounfall

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REPORT


ustisches Trauma nach Autounfall Hals-Nasen-Ohrenheilkunde --  Autoren: I. Grueninger, F. Ihler, M. Canis

Ein 32-jähriger Patient war am Vortag als Beifahrer an einem Auffahrunfall beteiligt. Der Airbag des Fahrzeuges habe geräuschvoll in der Nähe seines rechten Ohres ausgelöst. Seitdem bestehe eine subjektive Hörminderung und ein andauerndes Ohrgeräusch auf der rechten Seite. Der Patient ist besorgt, da er Berufsmusiker ist. Weitere Beschwerden gibt der Patient auch auf Nachfrage nicht an.

Dr. med. Ivo Grueninger Assistenzarzt, Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Klinikum der Universität Mün­ chen, Ludwig-Maxi­ milians-Universität

Dem Begriff Akustisches Trauma sind verschiedene Formen der Hörschädigung durch Schalleinwirkung untergeordnet. Sie unterscheiden sich in Exposi­ tionsdauer und -intensität (s. Tab. 1). Während es bei einem akuten akustischen Trauma zu einer Exposi­ tion gegenüber hohen Schallpegeln über einen kur­ zen Zeitraum kommt, liegt beim chronischen Lärm­ trauma eine regelmäßige Exposition gegenüber mo­ deraten Schallpegeln über Jahre hinweg vor. Die akuten akustischen Traumata lassen sich weiter in Knall- und Explosionstrauma sowie in akutes Lärmtrauma einteilen. Der akustische Unfall – eine durch die Kombination von akuter Schalleinwirkung und (halswirbelsäulenbedingter) Minderdurchblu­ tung der Cochlea bedingte Schwerhörigkeit – stellt eine Sonderform der akustisch induzierten Schwer­ hörigkeit dar.

Cochleäre Schädigung Den Subformen gemein ist die cochleäre Schädigung durch metabolischen und/oder mechanischen Stress. Diese manifestiert sich charakteristischerweise be­ tont im Bereich der Basalwindung der Cochlea (ent­ sprechend der Hörabbildung des Frequenzbereiches um 4 kHz) [1]. Durch die Schalldruckeinwirkung kommt es aufgrund von metabolischem und oxida­

tivem Stress zur Schädigung der äußeren Haarzellen und im Verlauf auch der inneren Haarzellen [2]. Pathophysiologisch wird der Einfluss einer lärmin­ duzierten cochleären Minderduchblutung sowie die Störung der cochleären Perizyten diskutiert [3, 4]. Auch die Synapse am Übergang der inneren Haar­ zelle zum Hörnerv (Bänder-Synapse) ist möglicher­ weise beteiligt; eine frühe Schädigung schon vor kli­ nisch apparenten Hörschwellenabweichungen wird vermutet [5].

Reizüberflutung und mechanische Verletzung Der Pathomechanismus der lärmbedingten Synap­ topathie ist nicht vollständig verstanden; eine gluta­ matvermittelte Exzitotoxizität wird diskutiert [6]. Die resultierende Störung der neuralen Stimulation könnte helfen, Symptome wie lärminduzierten Tin­ nitus oder funktionelle Hördefizite bei unauffälligen Hörschwellen zu verstehen [7, 8]. Bei einem Explo­ sionstrauma kann es durch Eintrag hoher Energien zudem zu mechanischen Verletzungen von Trom­ melfell, Mittel- und Innenohrstrukturen kommen.

Klinische Präsentation Knalltrauma   Präsentiert sich klinisch meist als ein­ seitige Schallempfindungsschwerhörigkeit (SESH),

Tab. 1  Exposition und Klinik der unterschiedlichen Subformen des Akustischen Traumas Knalltrau