Eagle-Syndrom nach Tonsillektomie

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REPORT




Eagle-Syndrom nach Tonsillektomie Die Rachenmandeln war der junge Mann los, es folgten pochende ­Halsschmerzen und Schluckstörungen. HNO-Ärzte entfernten schließlich aus dem parapharyngealen Raum eine knöcherne Masse. Offenbar war bei der Tonsillektomie der Griffelfortsatz zerbrochen.

E

in junger Mann entwickelte nach e­ iner Tonsillektomie pochende Halsschmerzen und eine Dysphagie, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Fraktur des Griffelfortsatzes bei der Operation herrührte. Die Ärzte fanden Monate später im parapharyngealen Raum eine knöcherne Masse, welche die Beschwerden verursachte, jedoch keinen ipsilateralen Processus styloideus und auch kein Ligamentum stylomandibulare. Die Schmerzen hatten sich kurz nach der Entfernung der Tonsillen eingestellt. In der Computertomografie erkannten die Ärzte eine Kalzifikation im rechten

parapharyngealen Raum. Eine Magnet­ resonanztomografie-Angiografie im Halsbereich war unauffällig. Zunächst versuchten die Ärzte durch den Mund peritonsillar an die Stelle zu kommen, was aber nicht gelang – der Eingriff verlief ohne Befund, der Patient hatte noch immer Schmerzen. Schließlich probierten sie es transzervikal. Während des Eingriffs bemerkten sie das fehlende Ligamentum stylomandibulare und fanden an dessen Stelle eine 7 mm große knöcherne Masse umgeben von Bindegewebe. Die Beschwerden verschwanden nach der Extraktion der Masse komplett.

Vermutlich dislozierte der Mundsperrer bei der Tonsillektomie den Kiefer, wodurch das Ligamentum stylomandibulare riss und ein Teil des Styloids abbrach, was zu dem knöchernen Fragment führte. Dies löste dann die typischen Eagle-Syndrom-Beschwerden aus. Möglicherweise hatte der Patient einen verlängerten Griffelfortsatz oder ein bereits kalzifiziertes Ligament, weshalb er besonders empfänglich für Verletzungen in diesem Bereich war. Fazit: Neben den klassischen Ursachen für ein Eagle-Syndrom sollten Ärzte auch traumatische Ereignisse nach HNO- oder Zahn-Kiefer-Operationen als Gründe für Halsschmerzen und Dysphagie in Betracht ziehen. 

Thomas Müller

Azmy MC et al. A curious case of persistent ­throat pain – bone fragment in the parapharyngeal space. Jama Otolaryngol Head Neck Surg. 2020; https://doi.org/10.1001/jamaoto.2020.1583

Beim Angioödem der Zunge droht Atemwegsobstruktion Ein 78 Jahre alter Mann kam mit einer Schwäche auf der linken Körperseite in die Notfallambulanz. Es wurde ein ­ischämischer Schlaganfall der rechten ­Arteria cerebri media diagnostiziert und gewebespezifischer Plasminogen­ aktivator (t-PA) intravenös verabreicht. 54 Minuten später kam es zu einer Schwellung der linken Zungenseite. ­Obwohl die t-PA-Infusion sofort beendet wurde, nahm die Schwellung weiter zu. ­Be­drohliche Symptome wie Schmerzen,

a

E­ rstickungsgefühl, Atemnot oder auch ­bronchiale Obstruktion traten aber nicht auf. Es gibt mehrere Berichte über potenziell lebensbedrohliche orolinguale Angioödeme bei Schlaganfallpatienten nach intravenöser Thrombolyse. Die Ödeme können asymmetrisch sein und kontralateral zur Ischämieseite auftreten.