Akuter Harnverhalt
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as urologische Konsil
Blasenentleerungsstörung richtig behandeln
Akuter Harnverhalt Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann
Der aktue Harnverhalt ist ein urologischer Notfall, der so schnell wie möglich behandelt werden muss. Neben einer Prostatavergrößerung kommen unter anderem opioidhaltige Schmerzmittel als auslösende Faktoren in Betracht. Daher ist auch die Überprüfung der Medikation sehr wichtig. Was es darüber hinaus diagnostisch zu beachten gilt und welche therapeutischen Schritte einzuleiten sind, beschreibt Prof. Wiedemann anhand des folgenden Patientenfalls. ? Nach osteosynthetisch versorgter Schen-
kelhalsfraktur und einem Harnverhalt mit einem Restharnvolumen von 700 ml wurde bei einem 77-jährigen, am Rollator mobilen Patienten in Komplexbehandlung ein Katheter eingelegt. Wie läuft das weitere Prozedere ab?
! In dem vorliegenden Fall ist prinzipiell
eine Kombination der den Harnverhalt auslösenden Faktoren möglich. Neben einer Prostatavergrößerung kommen die Detrusorkontraktilität reduzierende opioidhaltige Schmerztherapie nach Osteosynthese, Trizyklika und/oder falsch indizierte urologische Anticholinergika als Ursache der Beschwerden in Frage. Leitliniengerecht ist eine Operation einer gutartigen Prostatavergrößerung bei rezidivierenden Harnverhalten, rezidivierenden Harnwegsinfekten, Steinbildung oder Hämaturien indiziert. Bei der Frage, ob ein Katheterauslassversuch er-
folgreich sein könnte, spielt das Restharnvolumen eine zentrale Rolle: Restharnvolumina oberhalb der physiologischen Blasenkapazität von 500–700 ml oder eine Stauung der oberen Harnwege deuten auf eine (chronische) Blasendistension hin. Dann ist ein Auslassversuch nicht mehr erfolgversprechend. Im konkreten Fall bietet sich an, neben einer Überprüfung und Anpassung der Komedikation im Hinblick auf eine anticholinerge Therapie einen „alpha-Blocker-unterstützten“ Auslassversuch zu
unternehmen. Nach einer Aufsättigungsphase von zwei Tagen verdoppelt sich die Zahl der Patienten, die auch ohne Katheter nach Harnverhalt miktionieren können [1]. Das gilt auch für Frauen, stellt jedoch dann einen „off-label-use“ dar [2].
Diagnostik Als diagnostische Mittel sind eine Restharnsonografie sowie ein Ultraschall der oberen Harnwege anzuraten. Zudem sollte die Medikation auf anticholinerge Substanzen (Opiate, trizyklische Anti depressiva, urologische Spasmolytika, Antihistaminika, aber auch Digoxin, Furosemid, Metoprolol und andere) überprüft werden [3].
Therapie Therapeutisch empfiehlt sich die Gabe eines prostataselektiven Alpha-Blockers. Aufgrund der geringsten blutdrucksenkenden Wirkung kann am ehesten Tamsulosin verordnet werden.
Patient mit Harnverhalt; die Blase ist durch die asthenischen Bauchdecken hindurch sichtbar.
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© A. Wiedemann
CAVE: Floppy-Iris-Syndrom Steht eine Kataraktoperation an, sollten anstatt von Tamsulosin andere Alpha-Blocker wie z. B. Terazosin oder Alfuzosin verwendet werden. Das sogenannte Floppy-Iris-Syndroms (FIS) ist eine mögliche Komplikation der Katar aktchirurgie. Die Einnahme von Tamsulosin ist mit ein
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