Antihypertensiva-Substanzklassen: Gleiche Wirksamkeit oder individuelle Eigenheiten?
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Antihypertensiva-Substanzklassen: Gleiche Wirksamkeit oder individuelle Eigenheiten?
risierungen streuten die Ergebnisse deutlich, wobei die Betablocker jeweils die etwas weniger positiven Zahlen aufwiesen und die Kalziumantagonisten bei den Schlaganfällen am besten abschnitten.
Immer wieder wird diskutiert, ob die verschiedenen AntihypertensivaKlassen den diversen kardiovaskulären hypertensiven Spätfolgen gleichermaßen vorbeugen. Eine aktuelle Studie ging dieser Frage nach.
D
ie Autoren suchten systematisch nach randomisierten, klinischen Hypertonie-Interventionsstudien aus den Jahren 1990 bis 2017 mit einer Beobachtungsdauer von mindestens sechs Monaten. In die Auswertung wurden nur Hypertoniker eingeschlossen, bei denen noch keine nennens werten Begleiterkrankungen bekannt waren. Als Endpunkte dienten jeweils die erste kardiovaskuläre Komplikation, d. h. Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall und Revaskularisierung. Die Netzwerkanalyse erfolgte nach der Frequentist- Methode. Insgesamt kamen 46 Studien mit 248.887 Probanden im mittleren Alter von 65,6 Jahren in die Auswertung. Analysiert wurden die Veränderungen unter einzelnen Antihypertensiva sowohl ge-
gen Placebo als auch gegen andere Antihypertensiva. Beim Vergleich der Ergebnis-Tabellen wird sofort deutlich, dass sich unter a llen fünf Antihypertensiva alle Endpunkte signifikant verringerten, aus genommen die kardiovaskulären Todesfälle unter Betablockern. Diese waren zwar hinsichtlich der anderen Endpunkte wirksam, lagen aber in allen Analysen jeweils höchstens im Mittelfeld oder am ungünstigen Ende. Bei den kardiovaskulären Komplikationen und deren Todesfälle sowie bei den Myokardinfarkten lagen die Ergebnisse für alle Blutdrucksenker ziemlich eng zusammen. Man kann allenfalls sagen, dass die ACE-Hemmer gut, nicht aber signifikant besser abschnitten. Bei den Schlaganfällen und den Revaskula-
Wei J et al. Comparison of Cardiovascular Events Among Users of Different Classes of Antihypertension Medications. A Systematic Review and Network Meta-analysis. JAMA Network Open. 2020;3(2):e1921618
Kommentar Was bedeuten diese Ergebnisse für die Auswahl der Antihypertensiva in der Alltagsroutine? Die mit Abstand höchste Bedeutung haben die bekannten Kontraindikationen der Blutdrucksenker, z. B. Gicht bei Diuretika, Asthma, Bradykardie und AV-Block bei Betablockern, Schwangerschaft, Hyperkaliämie und beidseitige Nierenarterienstenose bei ACE-Hemmern und AT1-RezeptorBlockern. Im Hinblick auf die Wirksamkeit sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Substanzen – mit Ausnahme der Betablocker und in Übereinstimmung mit früheren Analysen und den gültigen Leitlinien – eher gering. Einige Antihypertensiva schützen vor bestimmten Hochdruckfolgen besser als vor anderen. Leider weiß man nicht im Voraus, welche Komplikation den individuellen Patienten erwartet. Denn nach einem ersten Schlaganfall kann ebenso gut ein Herzinfarkt folgen und vice versa. Das singuläre beste Antihypertensivum für alle Hypertoniker gibt es leider nicht.
©© roger ashford / stock.adobe.c
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