Bartering als Instrument im Krisenfall

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Bartering als Instrument im Krisenfall Bartering ermöglicht Geschäfte in schwierigen Zeiten. Dem Controlling kommt dabei eine Schlüsselrolle bei der Ausgestaltung des Tauschhandels zu. Richtig eingesetzt können sich daraus ganz neue Chancen für Unternehmen ergeben. Thomas Schneider

In einer Krise bestehen für ein Unternehmen immer zwei Möglichkeiten: der Stillstand mit einer raschen, konsequenten Reduktion der Kosten, insbesondere der Liquiditätsabflüsse, oder die Ausschau, also die gezielte Suche nach neuen, oftmals überraschenden Geschäftsmöglichkeiten. Die zweite Möglichkeit ist vor allem deshalb schwierig, weil zu jedem Geschäft ein Geschäftspartner gehört, dessen wirtschaftliche Situation in der Krise nicht zuverlässig eingeschätzt werden kann. Und was nützt der beste Abschluss, wenn die Zahlung beziehungsweise die Gegenleistung ausbleibt? Nun mag eine Krisensituation ungewohnt, für viele Betroffene sogar einmalig sein, neu ist sie allerdings nicht. Der Blick in die Vergangenheit weist auf ein altbewährtes, gleichwohl in Vergessenheit geratenes Instrument hin: das Bartering, ein anderes Wort für „Tauschhandel“. Im Gedächtnis verankert ist der Tauschhandel in Deutschland und Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg als Folge der Währungskrise. Weitverbreitet war dieser auch in den Ostblockländern, deren Währungen für die westlichen Lieferanten wertlos waren. Zu den bekanntesten Tauschgeschäften gehörte sicherlich das „Öl gegen Röhren Geschäft“ in den 1970er Jahren (vergleiche Kemmei 1986). Noch 2011 und 2014 tauschte der Autobauer Porsche seine Autos gegen Oli-

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venöl (vergleiche Spiegel online 2011), sein Wettbewerber BMW exportierte 2014 Reis aus dem von der Staatspleite bedrohten Argentinien als Gegenleistung für Autos. Aber auch in der heutigen Wirtschaft sind BarteringGeschäfte gang und gäbe. Wer zum Beispiel verfolgt, wie im ländlichen Bereich Privathäuser errichtet werden, erlebt Bartering in Reinkultur. Der Tischler hilft dem Maurer, der Dachdecker dem Elektriker. Dabei fließt kein Geld, vielmehr die Verpflichtung, dem Gegenüber beim nächsten Mal zu helfen.

Funktionsweise des Barterings Dennoch ist für viele Unternehmen Bartering ein wenig bekanntes Instrument. Nicht selten wird das Tauschgeschäft mit Teppichhandel assoziert. Deshalb ist das Controlling zunächst einmal gefordert, die Funktionsweise sowie die Vor- und Nachteile von Bartering zu erläutern, damit eine solche eher negative Assoziation bei den Mitarbeitern gar nicht erst aufkommt. Liquiditätswirkungen Zu den großen Vorteilen des Barterings gehört, dass dessen Einsatz die Liquidität des eigenen Unternehmens und die seiner Geschäftspartner schont. Da in wirtschaftlich schwieri-

Controlling & Management Review  8 | 2020

Unternehmenssteuerung | Tauschgeschäfte gen Zeiten die Liquiditätslage der Unternehmen oft angespannt ist, ist dies das entscheidende Einsatzargument für das Bartering. Das zeigt sich am Beispiel eines „normalen“ Einkaufsvorgangs, wie er typischerweise im Großhandel stattfindet. Die Ware wird bestellt und bezahlt und erst d