Behandlung von Sondendependenz bei Kindern

  • PDF / 1,280,915 Bytes
  • 12 Pages / 595 x 792 pts Page_size
  • 51 Downloads / 254 Views

DOWNLOAD

REPORT


Kinderheilkunde Originalien Monatsschr Kinderheilkd https://doi.org/10.1007/s00112-020-01057-w Angenommen: 29. September 2020 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Redaktion B. Koletzko, München T. Lücke, Bochum E. Mayatepek, Düsseldorf N. Wagner, Aachen S. Wirth, Wuppertal F. Zepp, Mainz

Hintergrund und Fragestellung Über einen Zeitraum von nunmehr 20 Jahren ist ein kontinuierliches Ansteigen von künstlicher Ernährung per Sonde in der Pädiatrie zu verzeichnen [1]. In 64 % der Fälle führt dauerhaftes Desinteresse oder Nahrungsverweigerung zu einer Abhängigkeit von der Sondenernährung [1, 2]. Mehrere Studien haben nachgewiesen, dass, wenn eine künstliche Ernährung eingeleitet wird, diese für Monate oder für Jahre bestehen bleibt [2, 3]. Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass das pathophysiologische Dreieck aus Grunderkrankung, Fütterstörung und Sondendependenz nicht ausreichend aufgeklärt ist, sodass sich der zwingend notwendige Gebrauch der Sonde nicht eindeutig von der Sondendependenz abgrenzen lässt [4]. Bekannt ist jedoch, dass mit der Sondenernährung eine persistierende und generalisierte Nahrungsaversion einhergeht, die eine Rückkehr zur oralen Ernährung verhindert [3]. Folglich wurde Sondendependenz als psychische Störung der Nahrungsaufnahme in die 5. Revision des DSM aufgenommen [5]. Als Kernsymptomatik wurden Nahrungsverweigerung, Erbrechen oder Würgen empirisch bestätigt [3, 6]. Eine Spontanremission ist bei Vorliegen einer Fütterstörung als auch bei der Sondendependenz unwahrscheinlich. So bleibt die Symptomatik ohne eine gezielte therapeutische Begleitung über Jahre bestehen [7, 8].

M. Wilken1 · S. Ehrmann1 · B. Rottinghaus2 · S. Bagci3 1

Institut für Sondendependenz, Essen, Deutschland Institut für Umfrageforschung und Statistik, Leipzig, Deutschland 3 Abteilung für Neonatologie, Universität Bonn, Bonn, Deutschland 2

Behandlung von Sondendependenz bei Kindern Metaanalyse zur Erfolgsvorhersage bei Therapien der Sondendependenz

Die Begleitung des Übergangs von der Sondendependenz zur oralen Ernährung ist eine Aufgabe, welche zur Entwicklung von spezifischen Therapieprogrammen weltweit geführt hat [8–10]. Dieses Thema ist folglich zum Gegenstand mehrerer Reviews als auch einer Metaanalyse geworden [4, 10–12]. Allerdings werfen diese Reviews als auch die Metaanalyse mehr Fragen auf, als sie beantworten. So werden Fragen nach der spezifischen Wirksamkeit von Therapiemethoden und den Auswirkungen des Therapiesettings nicht beantwortet. Des Weiteren wurden Studien mit sehr kleinen Fallzahlen miteinbezogen, was zu einer Expansion des Konfidenzintervalls führte. Zur Bewertung der klinischen Praxis im deutschsprachigen Raum ist die Einbeziehung deutschsprachiger Studien ebenfalls hilfreich. Um mehr Klarheit zu gewinnen, wurde eine Metaanalyse durchgeführt, welche an die Arbeit von Sharp et al. [10] angelehnt ist, jedoch strengere methodische Kriterien anlegt. Ziele dieser Arbeit sind, eine Bewertung von Therapieverfahren zur Behandlung der Sondendependenz vorzunehmen sowie e