Biologika und Infektionen

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REPORT


orian Thalhammer Klinische Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin, AKH Wien, Wien, Österreich

Biologika und Infektionen Therapeutischen Erfolg und Nebenwirkungen abwägen

Biologika, v. a. monoklonale Antikörper, haben die Therapie vieler Erkrankungen revolutioniert und sind heute aus der Behandlung chronisch inflammatorischer oder auch autoimmunologisch bedingter Störungen nicht mehr wegzudenken. Wenngleich jede dieser Substanzen durch einen spezifischen Wirkmechanismus charakterisiert ist, ist ihnen doch allen gemeinsam, dass sie supprimierend in das Immunsystem eingreifen. Je nachdem, an welcher Stelle und in welchem Ausmaß dies geschieht, ist mit dem Auftreten typischer Infektionen als Nebenwirkung zu rechnen [1, 2]. Andererseits wird durch den therapeutischen Erfolg gleichzeitig das krankheitsbedingte Grundrisiko vieler Patienten gesenkt, sodass wir es bei diesen Nebenwirkungen immer mit einem individuellen Nettoeffekt zu tun haben.

Biologika und Nebenwirkungen Aus der Vielfalt der in klinischen Studien dokumentierten unerwünschten Ereignisse, die mehr oder weniger eindeutig einer Substanz zugeordnet werden können, stechen allgemeine und opportunistische Infektionen als mit Abstand häufigstes Problem deutlich hervor [1, 3]. Inwieweit sich die einzelnen Wirkstoffklassen bezüglich des Risikos schwerer Infektionen tatsächlich unterscheiden, ist aus den vorliegenden Daten nur schwer zu ersehen. So wurde z. B. das Auftreten gewisser Infektionen, die unter den ersten Tumornekrosefaktor-alpha(TNFα)-Blockern für Aufsehen gesorgt hatten, bei der Prüfung späterer Biologika allein durch das Design der Zulassungsstudien mit ihren Einschlusskriterien verhindert. Patienten, die sich

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rheuma plus 2 · 2016

für eine Biologikatherapie qualifizieren, bilden eine sehr heterogene Gruppe mit vielen Variablen, bei der das Ausmaß der Anfälligkeit aufgrund der individuellen Krankheitsaktivität kaum einzuschätzen ist. Dazu kommt, dass die spontane Dokumentation von Komplikationen nie lückenlos durchgeführt wird, das Konstrukt der klinischen Studien nicht immer der praktischen Realität entspricht und mehr auf die Beurteilung der Effektivität als auf das weit komplexere Infektionsrisiko ausgerichtet ist.

Infektionsrisiko Neben dem Grundrisiko haben sich bestimmte Parameter bzw. Zustände als Risikofaktoren etabliert. An erster Stelle steht wohl das Lebensalter des Patienten mit parallel ansteigendem Risiko, mit einer Hazard Ratio von 1,6 für die über 60-Jährigen bis zu einer von 2,4 bei Patienten, die das 80. Lebensjahr überschritten haben. Mit zunehmendem Alter und Immunoseneszenz muss nicht nur mit gehäuftem Auftreten, sondern auch mit schwereren Verläufen gerechnet werden. Auch der Impfschutz ist nicht mehr so ausgeprägt wie bei Jüngeren und die Betroffenen merken die Zeichen der Erkrankung oft erst sehr spät. Änderungen der Physiologie betreffen z. B. die Produktion und Mobilisation von Sekreten, was die Elimination mancher Erreger erschwert. Multimorbide Patienten werden häufiger hospitalisiert und kommen dadurch mit jeder Menge an K