Perspektiven der Biologika-Therapie

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REPORT


R. Puchner1

Perspektiven der Biologika-Therapie

Foto: Privat

Wir wissen Vieles, wir wissen aber auch Vieles noch nicht.

Dr. Rudolf Puchner

Um die Jahrtausendwende hat eine neue Behandlungsform die Therapie entzündlich-rheumatischer Erkrankungen revolutioniert. War in den 1990-er Jahren eine Verminderung der Zahl der geschwollenen Gelenke ein akzeptiertes und erreichbares Ziel, so nehmen wir uns heute vor, bei unseren Patienten einen Zustand der Remission beziehungsweise der Beschwerdefreiheit zu erreichen. Zytokine spielen als Mediatoren bei immunologischen Vorgängen eine wichtige Rolle. Unter dem Einfluss proinflammatorischer Zytokine, wie zum Beispiel TNF-α und Interleukin 6, kommt es zur Entwicklung einer Gelenkentzündung und im weiteren Verlauf zur zunehmenden Gewebsschädigung mit Zerstörung von Knorpeln und Knochen. Die zunehmende Kenntnis über die Rolle von Zytokinen in der Pathogenese entzündlicher Erkrankungen führte zur Entwicklung von Medikamenten (Biologika), die gegen diese Zytokine gerichtet sind und die deren Wirkung blockieren beziehungsweise neutralisieren. Seit den 1950-er Jahren, als erstmals Glukokortikoide zur Therapie der rheumatoiden Arthritis eingesetzt wurden, hat es keine auch nur annähernd ähnliche Innovation und dramatische Wende in der

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Rheumatologe in Wels

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Beeinflussung entzündlicher Gelenkerkrankungen gegeben. Glukokortikoide bewirkten eine rasche und oft dramatische Besserung der Mobilität und Befindlichkeit von Patienten mit entzündlichen Gelenkerkrankungen, führten aber bei Gabe unkritisch hoher Dosen zu den bekannten Nebenwirkungen. Die meisten Ärzte wissen heute die Wirkung von Glukokortikoiden in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen zu schätzen, kennen aber auch deren potenzielle Risiken und sind um eine möglichst kurzzeitige oder niedrig dosierte Gabe bemüht. Die Skepsis vieler Patienten gegenüber dem Einsatz von Kortison ist aber nach mehr als 50 Behandlungsjahren geblieben.

Zehn Jahre im Einsatz Biologika werden nun seit mehr als zehn Jahren in der Behandlung entzündlichrheumatischer Erkrankungen, chronisch entzündlicher Darmerkrankungen und der Psoriasis vulgaris mit großem Erfolg eingesetzt. Die folgenden Ausführungen beziehen sich vordergründig auf die Therapie entzündlich rheumatischer Gelenk­ erkrankungen.

Der Umgang mit Biologika erfordert viel Erfahrung, viel Zeit für Aufklärung und Überwachung und geht mit einer entsprechend großen Verantwortung einher. Gerade durch den frühzeitigen Einsatz von Biologika haben sich der Krankheitsverlauf und die Progression einer entzündlichen Gelenkerkrankung entscheidend verändert und die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten konnte in vielen Aspekten gebessert werden. Zahlreiche Patienten berichten bereits bald nach Beginn einer Behandlung über eine deutliche Verminderung der Gelenkschmerzen und der Steifigkeit. Sie können © Springer-Verlag

wieder ihrer Arbeit nachgehen, Sport betreiben und auf Grund ihrer wiedergewonnenen Mobilität Urlaubspläne schmieden, an die sie früher nicht im Traum gedac