Blickwinkel Versorgungsforschung: Effekte der Zertifizierung messbar?
- PDF / 90,294 Bytes
- 1 Pages / 595.276 x 790.866 pts Page_size
- 31 Downloads / 200 Views
Editorial
„Bei methodisch sorgfältiger Evaluation können auf Basis v on Routinedaten valide Aussagen zu Unterschieden bezüglich der Ergebnisqualität zwischen Kliniken mit und ohne Zertifikat a bgeleitet werden.“ Dr. rer. nat. Olaf Schoffer Bereichsleiter onkologische Versorgungsforschung, Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Hochschulmedizin Dresden
Blickwinkel Versorgungsforschung: Effekte der Zertifizierung messbar?
K
rebspatient*innen nutzen verschiedene Entscheidungshilfen zur Auswahl ihrer behandelnden Einrichtung. Die Zertifizierung von Organkrebszentren kann dabei als ein Kriterium für qualitativ hochwertige Krebsbehandlungen dienen. Ob die Behandlung in Kliniken mit Zertifikat tatsächlich vorteilhaft gegenüber der in Kliniken ohne Zertifikat ist, wird jedoch kontrovers diskutiert. Vor diesem Hintergrund bedarf es einer unabhängigen Evaluierung, welche sich auf bestmögliche Evidenz stützt.
Mit versorgungsnahen Daten Herausforderungen der Evaluation meistern Eine wesentliche Herausforderung einer solchen Evaluation besteht darin, dass die Zertifizierung eine komplexe Intervention darstellt und aufgrund ihres freiwilligen Charakters kein randomisiertes Studiendesign erlaubt. Bestmögliche Evidenz kann hier durch eine sorgfältige Auswertung von Routinedaten – z. B. aus Registern und von der GKV (Gesetzliche Krankenversicherung) – gewonnen werden. Die potenziell hohe Aussagekraft nicht randomisierter Studien auf Basis versorgungsnaher Daten w urde im Rapid Report A19–43 des IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) bestätigt. Bei sorgfältigem methodischem Vorgehen können somit auf Basis von Routinedaten valide Aussagen zu Unterschieden bezüglich der Ergebnisqualität zwischen Kliniken mit und ohne Zertifikat abgeleitet werden. Die Validität der durchgeführten Analysen kann durch adäquate Berücksichtigung beobachtbarer Einflussfaktoren nachhaltig gestützt werden.
WiZen-Projekt mit Modellcharakter zeigt erste Ergebnisse Das vom Innovationsausschuss des G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss) geförderte Forschungs Im Fokus Onkologie 2020; 23 (6)
projekt WiZen (Wirksamkeit der Versorgung in o nkologischen Zentren; Förderkennzeichen: 01VSF17020) hat hierbei Modellcharakter für ein sorgfältiges methodisches Vorgehen. Es wird unter Leitung des Zentrums für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) Dresden in Zusammenarbeit mit dem Tumorzentrum Regensburg (TZR), der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V. (ADT) und des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) durchgeführt. In einem retrospektiven Kontrollgruppendesign wird anhand von bundesweiten Sekundärdaten der AOK und klinischer Krebsregister die Versorgung in Kliniken mit und ohne Zertifikat verglichen. Besondere Sorgfalt gilt dabei der Festlegung der zu berücksichtigenden Merkmale. In Experten gremien wirken dazu Krebsmediziner, Versorgungsforscher und Methodiker zusammen. Alle Analysen entsprechen hohen wissenschaftlichen Standards wie der „Guten Praxis Sekundär datenanalyse“. Er
Data Loading...