Buchrezension zu: Science Fictions
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Buchrezension zu: Science Fictions
© Metropolitan Books
Science Fictions How Fraud, Bias, Negligence, and Hype Undermine the Search for Truth Stuart Ritchie 364 S., Metropolitan Books, 2020. HC, 29,99 $. ISBN: 9781250222695 DOI: 10.1007/s12268-020-1497-9 © Der Autor 2020
ó Anders als der Titel des Buchs vermuten lässt, handelt es sich nicht um ein klassisches Werk der Kategorie Science Fiction mit dem Blick in die Zukunft, mit Weltraumschiffen und extraterrestrischem Leben, sondern um eines, das sich mit Lug und Trug in der Wissenschaft befasst. Der Autor ist Psychologe und damit Vertreter eines Fachs, das in den letzten Jahren durch massive Betrügereien von namhaften „Wissenschaftlern“ stark an Glaubwürdigkeit verloren hat. Insofern ist es sehr positiv, dass ein Psychologe jetzt versucht, Vertrauen wiederherzustellen. Ritchie beschreibt in seinem Buch zahlreiche Fälle von Wissenschaftsbetrug und analysiert sehr genau die Gründe, wie es dazu gekommen ist. Natürlich ist es die Verantwortung eines jeden Wissenschaftlers, ehrliche Wissenschaft zu betreiben, aber Wissenschaftler sind eben – und das wird sehr gut herausgearbeitet – auch nur Menschen mit Schwächen wie jeder Andere. Und so leisten systemische Faktoren unseres derzeitigen zahlenfixierten Wissenschafts- und Publikationssystems vielfältige Anreize zum kleinen und großen Betrug. Am Ende des Buchs versucht Ritchie einige BIOspektrum | 07.20 | 26. Jahrgang
Perspektiven aufzuzeigen, wie man die Wissenschaft langfristig wieder wissenschaftsorientierter gestalten könnte. Die Aktualität des Buchthemas ist u. a. daran zu erkennen, dass im Rahmen der COVID-19-Pandemie eine bislang unbekannte Flut an fake papers publiziert wurde, auch in sehr namhaften Journalen. Das Motiv der Autoren ist beschämend: Corona und den lock-down dazu nutzen, die eigene Karriere zu befördern und zu hoffen, dass Editoren in Coronazeiten nicht so genau begutachten, wenn es ein „sexy“ Corona paper ist. Ein weiteres aktuelles Beispiel für Betrug in der Wissenschaft sind totalitäre Staaten, die erhebliche finanzielle incentives für Publikationen in angesehenen Zeitschriften ausschütten. Das führte konsequenterweise zur Entstehung von paper mills, die „Wissenschaftlern“ nach Wunsch gefertigte fake papers liefern, gerne mit einer kleinen Zusatzgebühr auch als full package service bis zur Akzeptanz der Arbeit. Dieses Buch ist ein also ein must-read und das perfekte Weihnachtsgeschenk für jeden Wissenschaftler, jeden Uni-Präsidenten, jeden Fakultätsdekan, jeden Wissenschaftspolitiker, jeden JournalEditor, jeden Mitarbeiter von Drittmittel-vergebenden Institutionen und auch Autoren jeder Provenienz (z. B. namhafter Wochenzeitschriften), die Wissenschafts-Rankings aller Art publizieren. Nur wenn alle Beteiligten dazu bereit sind, ihren Beitrag zu einer grundlegenden Reform des derzeitigen Wissenschaftssystems zu leisten, besteht eine Chance, die „verzahlte“ Wissenschaft wieder zu einer an Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit orientierten Wissenschaft umzuwandeln. Die Lektüre des Buchs mit einem selbstkrit
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