Buchrezension zu: Pest und Corona

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Buchrezension zu: Pest und Corona

© Herder

Pest und Corona Pandemien in Geschichte, Gegenwart und Zukunft Heiner Fangerau und Alfons Labisch 192 S., Herder, 2020. HC, 18,–– O. ISBN: 9783451388798 Auch als E-Book erhältlich DOI: 10.1007/s12268-020-1425-z © Der Autor 2020

ó Noch immer mitten im Seuchengeschehen von SARS-CoV-2 stehend, ist eine abschließende Bewertung der gegenwärtigen „Corona-Krise“ naturgemäß noch lange nicht möglich. Die Autoren des vorliegenden Buchs sind Medizinhistoriker und versuchen aus der Sicht einer „pragmatischen Medizingeschichte“ Denkvorschläge und Aufmerksamkeitshorizonte für die aktuelle Situation zu entwickeln. Ihre Argumentation ist einleuchtend: Infektions krankheiten wie Covid-19 sind keine selten auftretenden Ereignisse – im Gegenteil, derartige länder- und kontinentübergreifende Ausbreitungen von Seuchen werden in kurzen Abständen ständig wiederkehren. Die Autoren geben dazu einen kurzen historischen Überblick über die Seuchengeschichte und was daraus für das internationale und deutsche Gesundheitswesen zu lernen war. Die beiden zentralen Kapitel über Betrachtungen zu Krankheiten im individuellen und öffentlichen Leben sowie deren grundsätzliche Gegebenheiten ärztlichen Handelns münden in den Befund, dass sich unsere heutige Gesellschaft entschlossen zeigt, „vorzeitige Tode nicht

mehr hinzunehmen und so viele Menschen wie möglich zu retten“. Ein interessantes Bonmot in diesem Zusammenhang ist der Hinweis, dass eine schwere Krankheit den Charakter eines Menschen offenbare, eine Epidemie aber den einer Gesellschaft. Die nachfolgenden Kapitel betrachten new emerging diseases, die enge Verflechtung von globalem Handeln und Seuchengeschehen und warten mit zwei bedenkenswerten Feststellungen auf. Zum einen sei nichts von dem, was an Maßnahmen für die öffentliche Gesundheit ergriffen werde neu, denn „alles war vorher [schon] bedacht und diskutiert worden, als die Pandemie noch nicht im Lande wütete“ (siehe nationaler Pandemieplan von 2005). Zum anderen stellen die Autoren glasklar den bundesdeutschen Föderalismus als Vorteil für eine flexible, regionale und örtliche Gesundheitssicherung heraus – insbesondere vor dem Hintergrund der bestehenden Ungewissheiten im Zusammenhang mit Covid-19. Das Buch ist eine leicht lesbare und sehr nützliche Lektüre, die den Blick zu weiten vermag: weg von den – durch die „Corona-Krise“ ausgelösten – notwendigen, aber lästigen Einschränkungen des täglichen Alltags, hin zu den medizinhistorischen Hintergründen und gesellschaftspolitischen Notwendigkeiten in einer grassierenden Pandemie. ó Mathias Seifert, Hochschule Fresenius, Idstein, [email protected]

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