Cannabidiol - Hoffnung oder Rummel?
- PDF / 400,474 Bytes
- 4 Pages / 566.929 x 779.528 pts Page_size
- 20 Downloads / 190 Views
nabidiol – Hoffnung oder Rummel? Im Fokus der Aufmerksamkeit -- Autor: W. Häuser
Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die physiologischen Wirkungen von Cannabidiol (CBD), die in Deutschland verfügbaren CBD-Produkte, ihren rechtlichen Status, ihre Kosten und die aktuelle Datenlage zu möglichen Indikationen sowie bekannten Nebenwirkungen.
Prof. Dr. med. Winfried Häuser Med. Versorgungszentrum für Schmerzmedizin und seelische Gesundheit, Saarbrücken – St. Johann; Innere Medizin 1, Klinikum Saarbrücken; Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, TU München
Die Medien haben Hoffnungen zum medizinischen Nutzen von Cannabis geschürt. Inzwischen ist eine Ernüchterung über Tetrahydrocannabinol (THC)haltige Arzneimittel eingetreten: Die Kostenübernahme wird durch die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) häufig abgelehnt bzw. die erhoffte Wirksamkeit blieb bei einigen Patienten aus [1]. Inzwischen rückt deshalb Cannabidiol (CBD) in den Fokus der Aufmerksamkeit von Medien, Industrie, Patienten und Ärzten. Für CBD gibt es in der Europäischen Union keine genehmigten, gesundheitsbezogenen Werbeaus sagen. Die sogenannte Health Claim Verordnung regelt, dass keine allgemeinen und nicht nachweisbaren gesundheitsfördernden Wirkungen eines Lebens- oder Nahrungsergänzungsmittels beworben werden dürfen. Trotzdem werden CBD-Produkte in Anzeigen als natürliche und nebenwirkungsarme Alternative zu „synthetischen“ Medikamenten, aber
auch zu THC-haltigen Arzneimitteln, für ein weites Spektrum von Erkrankungen angepriesen. Patienten und Ärzte suchen weiter nach wirksamen und nebenwirkungsarmen Medikamenten für chronische körperliche und seelische Erkrankungen.
Physiologische und klinische Wirkungen von CBD Die Wirkmechanismen von CBD im Endocannabinoidsystem und in anderen Neurotransmittersystemen sind komplex und nicht vollständig aufgeklärt. CBD hat mögliche analgetische, antiinflam matorische, antiproliferative, anxiolytische, antioxidative (neuroprotektive), antikonvulsive, antipsychotische und sedative Effekte. CBD bindet im Unterschied zu THC nicht im aktiven Zentrum der Rezeptoren CB1 und CB2. CBD kann die Wirkung von CB1/CB2-Agonisten wie THC antagonisieren sowie klassische Cannabinoidrezeptoren aktivieren
Das CBD kann in einem speziellen Verfahren von der Hanfpflanze extrahiert werden.
18
MMW Fortschr Med. 2020; 162 (S8)
© cendeced / stock.adobe.com
This article is part of a supplement not sponsored by the industry.
FORTBILDUNG -- ÜBERSICHT
und stilllegen. Weiterhin kann CBD als inverser Agonist des CB2-Rezeptors und als Inhibitor der endogenen Cannabinoidaufnahme wirken. Die entzündungshemmenden und immunsuppressiven Effekte werden mit einer Vermittlung durch Serotonin- oder Adenosin-Rezeptoren in Verbindung gebracht: CBD ist ein voller 5-Hydroxytryptamin (HAT)1A-Agonist, ein schwacher partieller 5-HT2AAgonist und ein nicht-kompetitiver 5-HT3A-Antagonist und aktiviert den A1A-Adenosin-Rezeptor. Außerdem gibt es Untersuchungen zur Interaktion mit nukleären PPAR (Peroxisome proliferator-activated re
Data Loading...