Harnwegsinfekt: kompliziert oder unkompliziert?

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REPORT


rnwegsinfekt: kompliziert oder unkompliziert? Urologie --  Autoren: Y. Volz, L. Eismann, C. G. Stief, G. Magistro

Mit ca. 22,4% gehören Harnwegsinfektionen zu den häufigsten bakteriellen Infektionen überhaupt [1]. Laut einem Report der Barmer GEK Krankenkasse wurde im Jahr 2012 bei ca. 8,7% aller Frauen die Dia­ gnose einer Harnwegsinfektion gestellt [2]. Die Häufigkeit stellt das Gesundheitssystem auch so­ zio-ökonomisch vor eine große Herausforderung,

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MMW Fortschr Med. 2020; 162 (16)

wie sich an einem Beispiel aus den USA darstellen lässt. Dort belastet das Management von Harn­ wegsinfekten das Gesundheitssystem mit Ausgaben in einer Gesamthöhe von ca. 2,4 Milliarden US Dol­ lar [3]. Dies zeigt, wie relevant Harnwegsinfekte für den klinischen Alltag sind und dass ein Grundver­ ständnis hierfür unerlässlich ist.

© spukkato / Getty Images / iStock

Brennen beim Wasserlassen, Pollakisurie bis hin zur Makrohämaturie und suprapubischen Schmerzen sind häufige Symptome einer Harnwegsinfektion. Der nachfolgende Beitrag bietet einen Überblick über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von unkomplizierten und komplizierten Harnwegsinfekten sowie die notwendige Diagnostik und Therapie.

FORTBILDUNG -- SCHWERPUNKT

Tab. 1  Ursachen für unkomplizierte/komplizierte Harnwegsinfektionen Ursachen für die Entwicklung einer unkomplizierten Harnwegsinfektion ––Geschlechtsverkehr ––Verhütung mit Scheidendiaphragmen/Spermiziden

22,4% Harnwegsinfektionen gehören mit ca. 22,4% zu den häufigsten bakteriellen Infektionen.

Ursachen für die Entwicklung einer komplizierten Harnwegsinfektion ––Männliches Geschlecht ––Fremdkörper im Harntrakt (Harnblasendauerkatheter, suprapubischer Katheter, Harnleiterschiene, Nephrostomie) ––Blasenentleerungsstörung (neurogen, Blasenauslassobstruk­ tion, Harnröhrenstriktur, benigne Prostatahyperplasie) ––Urolithiasis ––Niereninsuffizienz ––Nierentransplantation

Definition der Harnwegsinfektion

Yannic Volz Urologische Klinik und Poliklinik Klinikum der Uni­ versität München, Campus Großhadern

– –Verhütung mit Depot-Medroxyprogesteron-Acetat (DMPA) – –Diabetes mellitus mit stabiler Stoffwechsellage – –Antibiotikatherapie vor 2 bis 4 Wochen

Liegen bei einem Patienten keine relevanten funk­ tionellen oder anatomischen Unregelmäßigkeiten, Nierenfunktionsstörungen oder Komorbiditäten vor, spricht man von einer unkomplizierten Harn­ wegsinfektion (HWI). Trifft einer oder mehrere der o. g. Faktoren auf einen Patienten zu, entspricht dies der Defini­tion einer komplizierten Harnwegsinfek­ tion [4]. Ur­sachen für komplizierte und unkompli­ zierte Harnwegsinfektionen sind in Tab. 1 zusam­ mengestellt . Beide Arten von Harnwegsinfektionen lassen sich weiter anhand ihrer Lokalisation aufteilen. Be­ schränken sich die Symptome auf die Blase, ent­ spricht dies einer Zystitis, also einer unteren Harn­ wegsinfektion. Zeigt der Patient zudem Schmerzen in der Flanke, druck- oder klopfschmerzhafte Nie­ renlager, Fieber und/oder Schüttelfrost, handelt es sich um einer Pyelonephritis, folglich eine obere Harnwegsinfek