Corona, Corona, Corona

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REPORT


Corona, Corona, Corona Ulrich Lamparter

© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, dieses Diktum des Sprachmeisters aus dem Schwäbischen mit Namen Hölderlin (Hölderlin 1969) wird zurzeit immer wieder bemüht. Zum Rettenden gehören nicht nur Mundschutz und Social Distancing, sondern auch Witz und Humor. So schickt mir ein befreundeter Kollege ein Kurzvideo. Ein ernster Mann im gesetzten Alter, Typ bayrischer Forstbeamter im Lodenanzug, spricht mit beruhigender Stimme. Unter Quarantänebedingungen sei es normal, mit Blumen oder Tieren im Raum zu sprechen. Es sei erst Gefahr im Verzuge, wenn die Blumen anfingen, von sich aus mit einem zu sprechen. Klassischer könnte man das Problem der „Kontaktmangelpsychose“ nicht formulieren. Prima! Man ist erheitert und geht etwas getroster seinem psychotherapeutischen Tagewerk nach. Auch andere beschäftigen sich mit dem angemessenen Kontakt in den Zeiten von Corona, gerade für uns als Psychoanalytiker und Psychotherapeuten. Der oder die eine macht die Praxis einfach zu, anderen schalten auf Video mit Bild, Video nur mit Ton oder Telefon um. Bei den einen müssen die Patienten sich vor dem Betreten des Raums die Hände waschen und werden dabei kontrolliert, ob sie es richtig machen, andere desinfizieren die Türklinken und Sitzgelegenheiten nach jeder Sitzung. Manche tragen selbst Mundschutz. Nicht wenige machen scheinbar ungerührt einfach weiter. Doch fast jede oder jeder scheint so seine Stelle in der Psyche zu haben, wo die Ansteckungsangst zupackt. Ein Kollege, der aus meiner Sicht sehr vernünftig sich und seine Praxis durch die Krise manövriert, bekommt fast einen Tobsuchtsanfall wegen drei nichtabgewaschenen Kaffeetassen und sieht dadurch sein Leben bedroht. Das alles ist ja auch verständlich, weil man vieles

PD Dr. U. Lamparter () Rothenbaumchaussee 71, 20148 Hamburg, Deutschland E-Mail: [email protected]

K

U. Lamparter

über Corona weiß, aber eben auch nicht alles, und weil man sich ja auf eine neue Situation einstellen muss. Ich selbst habe in den Zeiten von Corona gute Hilfestellung bekommen, durch ein Gesundheitsportal mit Namen coliquio, dessen Nachrichten ich sonst aus Zeitmangel meistens weggeklickt habe. Aber nun viel Interessantes und auch Informatives. Wie auch immer, heute nun ein Beitrag einer Psychotherapeutin, der zu denken gibt oder zum Amüsement veranlasst, oder irgendetwas dazwischen. Sie hat einen Spuckschutz für die Praxis angefertigt und stellt diesen mit Bild vor. Man sieht eine weißes Sofa mit zwei Kissen, an der Wand über dem Sofa eine große bunte Uhr, deren Ziffernblatt absichtsvoll nicht rund ist. Es gibt einen kleinen Beistelltisch, auf dem eine durchsichtige Schachtel steht, deren Inhalt man zunächst nicht erkennt. Man sieht auch den Sessel, der in größerem Abstand dem Sofa gegenüber steht, schräg von hinten. Scheinbar alles wie in einem gepflegten Wohnzimmer mit kräftigen Farben. Nun aber steht eine große durchsichtige Plexiglaswand zwischen Sessel und Sofa, der so