Das metabolische Syndrom und Schwangerschaft
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Karoline Mayer-Pickel Universitätsfrauenklinik, Abteilung für Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
© Der/die Autor(en) 2020
Das metabolische Syndrom und Schwangerschaft Einleitung Das metabolische Syndrom wird gelegentlich auch als tödliches Quartett, Reaven-Syndrom oder Syndrom X bezeichnet. Es wird neben dem Rauchen als der entscheidende Risikofaktor für Erkrankungen der arteriellen Gefäße betrachtet und wird durch Adipositas, arterielle Hypertonie, Hypercholesterinämie bzw. Hypertriglyzeridämie sowie eine Insulinresistenz bzw. gestörte Glukosetoleranz definiert [1]. Aufgrund der steigenden Rate an übergewichtigen bzw. adipösen Frauen im reproduktiven Alter hat das metabolische Syndrom neben seinen bekannten Langzeitkomplikationen, hauptsächlich durch die Erkrankungen der arteriellen Gefäße, insbesondere der koronaren Gefäße, einen besonderen Stellenwert bei Frauen mit Kinderwunsch bzw. während der Schwangerschaft. So sind laut Statistik Austria [2] 9,1 % der Frauen zwischen 30 und 45 Jahren adipös und 21,1 % zumindest übergewichtig. Die Rate hat sich innerhalb der letzte 25 Jahre drastisch erhöht. Waren Anfang der 1990er-Jahre in Deutschland noch 8,1 % der 25- bis 34-jährigen Frauen übergewichtig, so sind dies mittlerweile bereits 17,3 % [3, 4]. Insbesondere ein präkonzeptionell erhöhter BMI ist mit zum Teil schwerwiegenden Komplikationen der Schwangerschaft assoziiert. So erhöht sich das Risiko für eine Präeklampsie 6-fach, eine schwangerschaftsinduzierte Hypertonie (SIH) 3-fach und einen Gestationsdiabetes 5-fach. Eine bereits präkonzeptionell bestehende Adipositas geht weitaus häufiger mit Komplikationen in der Schwangerschaft einher als eine
starke Gewichtszunahme während der Schwangerschaft [5]. Ursachen sind primär eine hyperkalorische Ernährung sowie Bewegungsmangel. Die Behandlung zielt daher außerhalb der Schwangerschaft primär auf die Reduktion der Adipositas im Sinne einer Lifestyle-Modifikation ab. Zusätzlich ist eine medikamentöse Therapie der Hypertonie, Hypertriglyzerid- und Hyperglykämie notwendig.
Pathophysiologie Die Entstehung des metabolischen Syndroms kann am ehesten durch 3 wesentliche Effekte erklärt werden [6]: 1) der „mechanische“ Effekt durch die Akkumulation des viszeralen Fettgewebes mit einem daraus resultierenden Anstieg des intraabdominellen Drucks und einer Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) mit sekundärer Hypertonie, 2) der „metabolische“ Effekt durch die periphere Insulinresistenz und Hyperinsulinismus, welcher zu einer vermehrten Sekretion von proinflammatorischen Substanzen, u. a. IL-6, IL-18, TNF-α, Angiotensin II und Leptin, führt. Diese systemischen inflammatorischen Prozesse nehmen Einfluss auf die Gefäßreaktivität, Thrombogenese, Angiogenese sowie auf die Insulinsensitivität [7]. Leptin hemmt zusätzlich die Insulinsekretion und ist durch seine zytokinähnliche Wirkung auch an der Endothelzellaktivierung sowie Aktivierung des vegetativen Nervensystems mit einer daraus resultierenden Erhöhung des Blutdrucks beteiligt [8, 9]. Gleic
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