Demokratisierung durch Partizipation? Die Mehrebenenbeteiligung an der Endlagersuche in Deutschland
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Demokratisierung durch Partizipation? Die Mehrebenenbeteiligung an der Endlagersuche in Deutschland Eva Krick
© Der/die Autor(en) 2020
Zusammenfassung Der Beitrag analysiert die Beteiligung an der Endlagersuche in Deutschland in Bezug auf ihre institutionellen Erfolgsbedingungen und demokratische Qualität. Im Zentrum steht die erste Phase der Endlagersuche, in der die „Endlagerkommission“ Input aus einer Vielzahl an Bürgerbeteiligungsforen erhielt. Die Studie zeigt, wie ausgeprägte institutionelle Komplexität, hohe normative Standards und passgenaue Koordinationsmechanismen dazu beitragen können, den zwei klassischen Schwächen partizipativer Verfahren – soziale Verzerrung und Resonanzlosigkeit – entgegenzuwirken. Aufbauend auf der inputorientierten Demokratietheorie und der empirischen Beteiligungs-, Deliberations- und Verhandlungsforschung wird insbesondere der Selektionsmodus der Zufallsauswahl hinterfragt und die bewusste Zielgruppenansprache als alternativer Weg zur Erreichung substanzieller Repräsentation diskutiert. Außerdem werden Aggregationsmechanismen und Rückkopplungskanäle typisiert, mit deren Hilfe eine Vielzahl an Stimmen integriert und in den politischen Prozess eingebettet werden kann. Schlüsselwörter Bürgerbeteiligung · Demokratietheorie · Endlagerkommission · Deliberation · Minipublics
E. Krick () ARENA Centre for European Studies, University of Oslo, Oslo, Norwegen E-Mail: [email protected]
K
E. Krick
Democratisation by Means of Public Involvement? Multilevel Participation in the Search for a Nuclear Waste Repository in Germany Abstract This study analyses the public’s involvement in the search for a nuclear waste repository in Germany in terms of the process’s democratic quality and the institutional conditions of its success. It focuses on the initial phase of the search process, during which the “final storage committee” received input from various citizen participation forums. The study shows how institutional complexity, high normative standards, and well-designed coordination mechanisms can aid in moderating the classic weaknesses of participatory procedures—selectivity and lack of impact. Based on input-oriented democratic theory, participatory governance, deliberation, and negotiation studies in particular, the study questions the usefulness of random choice and discusses the targeted selection of affected groups as an alternative mode of participant selection. It also presents mechanisms of aggregation and transmission that can contribute to integrating societal voices and embedding them into the political process. Keywords Citizen participation · Democratic theory · Final storage committee · Deliberation · Minipublics
1 Einleitung Mit der Erweiterung von Partizipationsmöglichkeiten sind in Deutschland hohe Erwartungen verbunden. In Zeiten zunehmender Elitenskepsis und abnehmenden Vertrauens in die repräsentativen Institutionen des politischen Systems werden insbesondere direktdemokratische Beteiligungsformate wie Referenden oder deliberative Foren in der öffentlichen Debat
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