Diabetisches Koma und perioperative Diabetestherapie
Das diabetische Koma im engeren Sinne wird in 3 Formen unterteilt, wobei Mischbilder der einzelnen Erkrankungen vorkommen können: diabetische Ketoazidose (DKA), hyperosmolares, nicht ketoazidotisches Koma (HONK; engl. „hyperosmolar hyperglycemic state“, H
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Diabetisches Koma und perioperative Diabetestherapie Matthias Berndta*, Silke Kloseb und Hendrik Lehnertc a Universit€atsklinikum Schleswig-Holstein – Campus L€ubeck, Medizinische Klinik I, L€ubeck, Deutschland b Universit€atsklinik f€ ur Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie, Zentrum Innere Medizin, Magdeburg, Deutschland c Universit€atsklinikum Schleswig-Holstein, Medizinische Klinik I, L€ubeck, Deutschland
1 Diabetisches Koma – Einteilung und Klassifikation Das diabetische Koma im engeren Sinne wird in die folgenden 3 Formen unterteilt, wobei Mischbilder der einzelnen Erkrankungen vorkommen können: – diabetische Ketoazidose (DKA), – hyperosmolares, nicht ketoazidotisches Koma (HONK; engl. „hyperosmolar hyperglycemic state“, HHS), – Laktatazidose. Auch die alkoholtoxische Ketoazidose tritt beim Diabetes mellitus auf, soll aber an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden. Die Hypoglyk€amie z€ahlt nicht unmittelbar zum diabetischen Koma, muss aber als relevante Akutkomplikation hier aufgef€ uhrt werden. Diabetische Ketoazidose (DKA) Der DKA liegen vielf€altige Mechanismen zugrunde, meist aber eine ausgepr€agte Insulinsekretionsstörung bzw. ein Insulinmangel. Es handelt sich um die klassische Komaform des Patienten mit Typ-1-Diabetes. Per definitionem gehören folgende Symptome zu dieser Erkrankung: – – – –
Hyperglyk€amie 250 mg/dl bzw. 14 mmol/l, metabolische Azidose, erniedrigtes Serumbikarbonat, vermehrte Bildung von Ketonkörpern.
Hyperosmolares, nicht ketoazidotisches Koma Beim hyperosmolaren, nicht ketoazidotischen Koma steht eine Hyperglyk€amie mit deutlich höheren Werten als bei der DKA und einem parallel verlaufenden Anstieg der Serumosmolarit€at ohne begleitende Ketoazidose im Vordergrund. Aufgrund eines relativen Insulinmangels ist die antilipolytische Wirkung von Insulin noch erhalten. Bei der Laktatazidose steht eine schwere metabolische Azidose mit erhöhten Laktatkonzentrationen im Vordergrund. Bei der diabetischen Laktatazidose handelt es sich im engeren Sinne um eine Laktatazidose vom Typ B1.
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Die Intensivmedizin DOI 10.1007/978-3-642-54675-4_78-1 # Springer Berlin Heidelberg 2015
2 Diabetische Ketoazidose 2.1 H€aufigkeit Die diabetische Ketoazidose (DKA) macht etwa 4–9 % aller Krankenhausaufnahmen bei diabetischen Patienten aus. Die j€ahrliche Inzidenz liegt in den industrialisierten L€andern bei 4–8 Episoden pro 1000 Patienten mit Diabetes (Holstein und Egberts 2006). Der Typ-1-Diabetes manifestiert sich bei 25–40 % der Erkrankten im Rahmen einer Ketoazidose, u. a. auch beim LADA („latent autoimmune diabetes of the adult“). " Cave
Die DKA stellt eine lebensbedrohliche Komplikation dar (Glaser et al. 2001).
2.2 Ursachen Das Ursachenspektrum der DKA ist außerordentlich vielf€altig; neben auslösenden Erkrankungen steht eine verminderte Therapieadh€arenz des Patienten im Vordergrund. Als Hauptursachen werden in einer Metaanalyse Infektionen beschrieben (28–56 %), gefolgt von Behandlungsfehlern, wie z. B. das Auslassen vo
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