Die Darm-Leber-Achse bei nichtalkoholischer Fettlebererkrankung: molekulare Mechanismen und neue Targets
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i Markus Schneider · Christian Trautwein Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin, Medizinische Klinik III, Uniklinik RWTH Aachen, Aachen, Deutschland
Die Darm-Leber-Achse bei nichtalkoholischer Fettlebererkrankung: molekulare Mechanismen und neue Targets Hintergrund Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist definiert als hepatische Fettakkumulation von >5 % in Abwesenheit von sekundären Faktoren, die zur Leberverfettung führen. Hierzu gehören z. B. die chronische virale Hepatitis, chronischer Alkoholabusus, autoimmune Hepatitis, kongenitale Lebererkrankungen oder die Einnahme hepatotoxischer Medikamente [1]. Die NAFLD wird als hepatische Manifestation des metabolischen Syndroms betrachtet, ist ein unabhängiger kardiovaskulärer Risikofaktor und mit weiter steigender Inzidenz mittlerweile die weltweit häufigste Lebererkrankung. Adipositas und ein vorliegender Diabetes mellitus sind die wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer NAFLD. Während die überwiegende Zahl an übergewichtigen Patienten eine NAFLD entwickelt, zeigt sich allerdings nur bei etwa einem Viertel der Patienten eine nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH, . Abb. 1). Die NASH stellt die entzündliche, progrediente Form der NAFLD dar und führt durch fortwährende inflammatorische Prozesse zu einer hepatozytären Schädigung. So triggert sie eine Erkrankungsprogression in Richtung Leberfibrose, -zirrhose und hepatozellulärem Karzinom. Aktuelle ForschungsarbeiDieser Beitrag wurde in der Zeitschrift Der Gastroenterologe 2/2020 15:112–122 https:// doi.org/10.1007/s11377-019-00402-0 erstpubliziert. Zweitpublikation mit freundlicher Genehmigung der Autoren.
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Wiener klinisches Magazin 4 · 2020
ten demonstrieren, dass neben genetischen Faktoren und westlicher Diät die Darm-Leber-Achse und besonders die intestinale Mikrobiota eine Schlüsselrolle für die Krankheitsprogression von NAFLD zur NASH und fortgeschrittenen Krankheitsstadien der Leberfibrose und -zirrhose spielen ([2]; . Abb. 1). Da es bis heute keine zugelassene spezifische Therapie der NAFLD gibt, stellt die fortgeschrittene Leberzirrhose im Rahmen einer NAFLD mittlerweile eine der häufigsten Indikation zur Lebertransplantation dar [7]. Die stetig steigende Prävalenz, die weiterhin nicht vollständig verstandene Pathophysiologie und die bis heute fehlenden spezifischen Therapien machen die NAFLD zu einer erheblichen medizinischen Herausforderung.
Bidirektionales Wechselspiel zwischen Darm und Leber bei NASH Forschungsarbeiten der letzten Jahre zur Biologie der Kommunikationsachse zwischen Darm und Leber haben wesentlich zum pathophysiologischen Verständnis der NAFLD beigetragen [8]. Darm und Leber kommunizieren über enge bidirektionale Verbindungen über die Gallenwege, die Pfortader und den systemischen Kreislauf miteinander. Die Leber kommuniziert mit dem Darm, indem sie Gallensäuren und bioaktive Mediatoren an die Gallenwege und den systemischen Kreislauf abgibt ([9]; . Abb. 2). Im Darm sind diese Mediatoren aktiv und werden als endogene
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