Progeroide Erkrankungen und ihre Mechanismen

  • PDF / 339,544 Bytes
  • 4 Pages / 595.276 x 790.866 pts Page_size
  • 30 Downloads / 246 Views

DOWNLOAD

REPORT


nik · U. Kornak Institut für Medizinische Genetik und Humangenetik, Charité - Universitätsmedizin Berlin

Progeroide Erkrankungen und ihre Mechanismen Eine Übersicht

Er fällt wegen seines schleichenden Verlaufs im Alltag kaum auf, kann aber z. B. beim Ansehen alter Fotos umso bewusster werden: der menschliche Alterungsprozess. In jedem menschlichen Gewebe kommt es im Lauf der Zeit zu typischen altersabhängigen Veränderungen, welche individuell in unterschiedlicher Kombination und zu verschiedenen Zeitpunkten auftreten können. Progeroide Erkrankungen bilden diesen komplexen Prozess niemals vollständig im Zeitraffer nach, sondern in einer unterschiedlich großen Anzahl von Geweben, weshalb man auch von segmentalen progeroiden Erkrankungen spricht [1]. Eine segmentale progeroide Erkrankung liegt per definitionem dann vor, wenn mindestens 2 Gewebe typische alterungsähnliche Veränderungen aufweisen. Unimodal progeroide Erkrankungen hingegen zeigen nur in einem Gewebe Anzeichen vorzeitiger Alterung (z. B. bei erblichen Formen der Parkinson-Erkrankung).

»

Eine segmentale progeroide Erkrankung liegt vor, wenn mindestens 2 Gewebe alterungsähnliche Veränderungen aufweisen Oft ist zusätzlich ein progeroides Erscheinungsbild wichtiger Anlass, über eine Einordnung in diese Familie von Erkrankungen nachzudenken. Viele dieser Syndrome folgen einem monogenen Vererbungsmodus. Die Aufdeckung der zugrunde liegenden Gendefekte und ihrer Funktion

hat wichtige Einsichten in die Mechanismen und Signalwege zutage gefördert, die den Verlauf der menschlichen Alterung beeinflussen [2]. Um diese besser einzuordnen, werden im Folgenden die momentanen Vorstellungen über Ursachen und evolutionäre Bedeutung des Alterns kurz zusammengefasst.

Alterung und Gewebehomöostase Im Gegensatz zu Maschinen, deren Benutzung unweigerlich zum stetigen Verschleiß führt, dem nur durch Ersatzteile beizukommen ist, haben menschliche Gewebe ein immanentes Regenerationspotenzial. Warum reicht diese Regenerationsfähigkeit nicht aus, um die Gewebe dauerhaft in einer ausgewogenen Homöostase und ergo jung zu erhalten? F Als einfachste Erklärung spielt es aus der Sicht der „selbstsüchtigen Gene“ keine Rolle, was nach erfolgter Reproduktion und Aufzucht der Nachkommen mit dem elterlichen Soma passiert, sodass der evolutionäre Druck zur Instandhaltung abnimmt [3]. F Die Disposable-Soma-Theorie von Kirkwood geht noch darüber hinaus und postuliert eine Umverteilung der limitierten Lebensenergie von der Regeneration in die Reproduktion als bestimmenden Faktor der Alterung [4]. F Eine dritte Sichtweise geht davon aus, dass Alterung ein aktiver, vorprogrammierter Prozess ist, der den für eine Population nachteiligen Effekt des zu langen Überlebens verhindert [5].

Jede dieser Theorien hat für unterschiedliche Teilaspekte des Alterungsprozesses mehr oder weniger Gültigkeit. Vielleicht erschließt sich der Prozess besser durch eine Sicht auf die primären Leidtragenden, die Gewebe und die sie bildenden Zellen. Ausgehend von Stammzellen werden mitotisch aktive Vorläuferzellen