Die Vereinten Nationen als Faktor der internationalen Politik 191. S
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Herausgegeben von der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften
Vorträge· G 210
ULRICH SCHEUNER Die Vereinten Nationen als Faktor der internationalen Politik
Westdeutscher Verlag
191. Sitzung am 23. Januar 1974 in Düsseldorf
ISBN 978-3-531-07210-4 ISBN 978-3-322-85328-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-85328-8
© 1976 by Westdeutsmer Verlag GmbH Opladen Gesamtherstellung: Westdeutsmer Verlag GmbH
Inhalt I. Universale Institutionen in der internationalen Politik . . . . . . . .
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11. Rückblick auf die Rolle des Völkerbundes ........... . . . . . . .
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III. Die Vereinten Nationen und die internationale Ordnung. . . . . .
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IV. Der Wandel der Weltordnung ...........................
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V. Die Einwirkung auf das internationale Leben: Neue Aufgaben und neue Methoden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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I. Universale Institutionen in der internationalen Politik In der ersten Sitzung der Vereinten Nationen, die am 10. Januar 1946 in London abgehalten wurde, erklärte der englische Premierminister element Attlee: "The United Nations Organisation must become an over-riding factor in foreign policy."! Nach dem ersten Weltkriege, so führte der britische Staatsmann weiter aus, habe eine Neigung bestanden, den Völkerbund als etwas außerhalb der normalen Wege der Diplomatie Liegendes anzusehen. Die Regierungen hätten auf alten Wegen ihre Machtpolitik weiterverfolgt, ohne sich klar zu sein, daß eine neue Epoche angebrochen war. In dieser Kußerung klang noch einmal, wenn auch gedämpfter, die Hoffnung an, mit der einst Woodrow Wilson in seinen Plänen die Einrichtung einer allgemeinen Staatenorganisation begleitet hatte. Mit ihrem Entstehen sollte eine Epoche der internationalen Diplomatie mit ihren Methoden der Geheimhaltung und der verdeckten Schritte überwunden werden. In seiner berühmten Rede vom 8. Januar 1918, in der er seine vierzehn Punkte entwickelte, forderte der amerikanische Präsident, die Diplomatie solle fortan frei und unter dem Auge der tHfentlichkeit geführt werden. Auch darin erblickte er einen Beitrag zu der großen Aufgabe der zu gründenden Staatenvereinigung, die für große wie kleine Staaten Frieden und territoriale Integrität sichern sollte2 • Hinter dieser Auffassung stand ein moralischer Impuls, der aus der Machtpolitik heraus zu einer Gemeinschaft friedlicher Staaten und zu internationaler Zusammenarbeit führen sollte. Diese Vorstellungen Wilsons übten einen mächtigen Eindruck auf ihre Zeit aus. Es ist schwer, sich heute, wo die Enttäuschungen der Folgezeit vor Augen liegen, in die Stimmung jener Tage zurückzuversetzen, als weite Kreise der öffentlichkeit außerordentliche Erwartungen auf die neue Institution setzten. In den Kabinetten der europäischen Staaten dachte man nüchterner. In England zeigte sich eine weite Zustimmung. Führende Poli1
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Clement Attlee, 1. Sitzung der UN in der Westminster Hall, London am 10.1.1946. General Assembly Official Records (G.A.O.R.) 1946 S. 40. Wortlaut in Henry Steele Commager, Documents of American History. 5. Ed. 1948 S.317ff. Punkt 1
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