Digitaler Kapitalismus
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Digitaler Kapitalismus Alexander Ziegler
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020
Staab, Philipp: Digitaler Kapitalismus. Markt und Herrschaft in der Ökonomie der Unknappheit. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2019. 345 Seiten. ISBN: 978-3-51807515-9. Preis: C 18,–.
Nachdem die Digitalisierung in der soziologischen Debatte hierzulande infolge des Zusammenbruchs der New Economy über mehrere Jahre ein Schattendasein fristete, wird ihre prägende Bedeutung für die ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung in der soziologischen Forschung heute kaum mehr bestritten. Ein weiteres Indiz für ihre Verankerung in der empirischen Erfahrungswirklichkeit ist, dass die Digitalisierung nun auch Stoff für soziologische Gegenwartsdiagnosen liefert. Während beispielsweise Andreas Reckwitz das Thema bereits in kultursoziologischer oder Armin Nassehi in differenzierungstheoretischer Perspektive aufgegriffen haben, legt Philipp Staab eine erste umfassende kapitalismusanalytische Gegenwartsdiagnose zur digitalen Transformation vor. Theoretische Impulse für sein Vorhaben empfängt er dabei interessanterweise nicht etwa von Marx, sondern aus den Arbeiten des in der Internetökonomie populären Ökonomen Schumpeter und der etwas in Vergessenheit geratenen Regulationsschule. Nach Fordismus und Post-Fordismus, so seine Ausgangsbeobachtung, gewinne in den „rauchenden Ruinen des Neoliberalismus“ (S. 45) gegenwärtig mit dem digitalen Kapitalismus eine „neue Form des Kapitalismus“ (S. 12) an Kontur, die eine historisch neuartige Konzentration ökonomischer Macht vorantreibt. In seinem Buch verfolgt Staab den Anspruch, das „qualitativ Neue“ (S. 53) des digitalen Kapitalismus freizulegen. Statt etwa wie der Historiker Dan Schiller, den A. Ziegler () Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. Jakob-Klar-Str. 9, 80796 München, Deutschland E-Mail: [email protected]
K
A. Ziegler
er als Schöpfer des Begriffs ausweist, das „Digitale am digitalen Kapitalismus“ (S. 12) technizistisch an der Allgegenwart digitaler Technologien festzumachen, besteht sein Interesse als Arbeitssoziologe darin, den digitalen Kapitalismus als eine „spezifische Form des Wirtschaftens“ (S. 13) analytisch zu bestimmen und seinen Implikationen für die Gesellschaft nachzuspüren. Sein Vorgehen folge dem „Leitbild einer tentativen Generalisierung“ (S. 45), das durch eine Analyse der Entwicklung in Vorreiterbranchen ein Bild der Zukunft zu gewinnen versucht. Der Leser wird nicht lange auf die Folter gespannt, sondern bereits in der Einleitung mit der Argumentation vollständig vertraut gemacht. Kern des digitalen Kapitalismus sei demnach die Etablierung eines „Systems proprietärer Märkte“ (S. 43) durch das die „eigentlich unknappen [digitalen] Güter“ (S. 27) künstlich verknappt werden und eine neue „Logik der Profitgenerierung“ (S. 53) verankert werden kann. Sein „Gravitationszentrum“ habe der digitale Kapitalismus im „kommerziellen Internet“ (S. 14), wo er in den von den Finanzmärkten entlehnten Strategien seiner Leitunternehmen Go
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