Licht und Schatten digitaler Transparenz
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Licht und Schatten digitaler Transparenz Höhere Transparenz durch digitale Technologien gilt als Königsweg, die individuelle und organisationale Leistungsfähigkeit zu verbessern. Aus einer HR-Perspektive bietet sie so neue Chancen für die Motivation und Entwicklung von Mitarbeitern. Diese sollten jedoch nicht losgelöst von potenziellen Schattenseiten digitaler Transparenz betrachtet werden. Till Remmers, Daniel Schaupp
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Controlling & Management Review 8 | 2020
Schwerpunkt | Transparenz Forderungen nach mehr Transparenz in Organisationen sind allgegenwärtig. War „vollkommene Transparenz“ in Organisationen lange nicht mehr als eine Utopie, scheint sie heute dank neuer digitaler Technologien in zunehmendem Maße realisierbar. Dabei gilt Transparenz, gestützt auf entsprechende Argumente der Management-Forschung, als Lösung für vielfältige innerbetriebliche Probleme (vergleiche beispielsweise Bennis/Goleman/ O’Toole 2008). Digitale Transparenz, also Transparenz geschaffen durch digitale Technologien, macht Informationen in bisher ungekanntem Ausmaß verfügbar. Damit unterstützt sie sowohl den einzelnen Mitarbeiter als auch die Organisation in ihrer Gesamtheit dabei, den Überblick über die Geschäftstätigkeit zu behalten, eigene Leistung einzuordnen und Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Insbesondere für moderne Ansätze der Mitarbeitermotivation und -entwicklung ist eine solche Transparenz essenziell. Dementsprechend überrascht es nicht, dass Vorstände, sowohl in Deutschland als auch international, die Förderung von digitaler Transparenz ganz oben auf ihre Agenda setzen (vergleiche zum Beispiel Deloitte 2016; EIU 2018). Entsprechend bewerben auch Anbieter von Business-Intelligence (BI)-Systemen, Big Data Solutions und Advanced-Analytics-Anwendungen ihre Produkte. In dieser sich selbst verstärkenden Euphorie bleibt hingegen häufig unklar, was „mehr Transparenz“ eigentlich bedeutet und welche Folgen ein Mehr an solcher Transparenz für die Organisation in ihrer Gesamtheit und den einzelnen Mitarbeiter tatsächlich hat. So stehen sich oftmals begeisterte Utopien und ähnlich drastische Dystopien – man denke an Dave Eggers‘ prominent verfilmten Roman „The Circle“ (2015) – gegenüber, während eine unvoreingenommene Betrachtung alles andere als trivial erscheint. Umso wichtiger ist es, den Begriff der Transparenz genau abzugrenzen sowie forschungsgestützt Einflussfaktoren auf und Konsequenzen von Transparenz zu identifizieren.
Till Remmers ist Research Assistent und promoviert am Institut für Management & Controlling an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar. E-Mail: [email protected]
Ass. Prof. Dr. Daniel Schaupp ist Assistant Professor an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar. E-Mail: [email protected]
Grundlagen von Transparenz Ein Grund für die Popularität von Transparenz ist die gängige Assoziation mit anderen positiv belegten und ähnlich vagen Begriffen wie Offenheit und Fairness, welche sich sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch in der Wissenschaft beobachten lässt
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