Diskursanalyse und Diskurstheorie in der Kommunikationswissenschaft
- PDF / 163,451 Bytes
- 4 Pages / 439 x 666 pts Page_size
- 7 Downloads / 193 Views
Diskursanalyse und Diskurstheorie in der Kommunikationswissenschaft Hans-Jürgen Bucher
© Der/die Autor(en) 2020
Sammelrezension 1. Wiedemann, Thomas/Lohmeier, Christine (Hrsg.): Diskursanalyse für die Kommunikationswissenschaft. Theorien Vorgehen, Erweiterungen. Wiesbaden: Springer VS 2019. 374 Seiten. Preis: C 39,99 (e-book) 2. Van Brussel, Leen/Carpentier, Nico/De Cleen, Benjamin (Hrsg.): Communication and discourse theory. Collected works of the Brussels Discourse Theory Group. Bristol: intellect 2019. 312 Seiten. Preis: £ 24,00 (e-book)
Vor dem Hintergrund einer Feststellung von Paddy Scannell in seinem Buch Media and Communication, „that the question of communication was not central to the study of media in the twentieth century“, (2007, S. 3) ist es ein positives Zeichen, wenn in einem Jahr gleich zwei Sammelbände zur Diskursanalyse bzw. zur Diskurstheorie in der Medienforschung erscheinen. Diesen Sammelbänden ist gemeinsam, dass sie mit der Fokussierung auf diskursive Aspekte die sinn- und bedeutungskonstituierende Leistung der Medienkommunikation ins Zentrum stellen, deren Vernachlässigung Scannell beklagt. Dementsprechend sehen die HerausgeberInnen der beiden Bände in der Diskursanalyse und der Diskurstheorie übereinstimmend eine produktive Ergänzung der traditionellen Massenkommunikationsforschung insbesondere im Bereich der qualitativen Forschung. Es stellt sich deshalb die Frage, inwiefern sie diese Komplementärfunktion erfüllen, wo sie Erweiterungen kommunikationswissenschaftlicher Forschung präsentieren und welche Anschlussstellen sie dafür anbieten. Prof. Dr. H.-J. Bucher () Fachbereich II – Medienwissenschaft, Universität Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier, Deutschland E-Mail: [email protected]
K
H.-J. Bucher
Das Herausgeber-Team des Bandes „Diskursanalyse für die Kommunikationswissenschaft“ will entsprechend seiner Einleitung diesen Anspruch auf drei Ebenen einlösen: Die Diskursanalyse soll als „Erkenntnisinstrument einer qualitativen Medienforschung theoretisch eingeordnet und reflektiert werden“, sie soll die Methodenkompetenz erweitern und sie soll drittens die „Anschlussfähigkeit der Kommunikationswissenschaft an große Fragen in der Gesellschaft erhöhen“ (S. 7/8). Zur Umsetzung des dritten Ziels beziehen sich die Beiträge nahezu ausschließlich auf das von Michel Foucault entwickelte Forschungsprogramm, das es erlaubt, mit Hilfe seines Begriffsinstrumentariums wie Dispositiv, Ordnung des Diskurses, Wissensordnung, Exklusion oder Inklusion, die Ebene der Diskurse auf gesellschaftliche Machtverhältnisse zu beziehen. Eine weitere Brücke zwischen Makro- und Mikroanalyse bildet die von Foucault inspirierte Wissenssoziologie, wie sie im Teil I „Theoretische Positionen“ von Rainer Keller dargestellt wird. Angesichts der Tatsache, dass sich eine Forschungstradition zur epistemischen Leistung des Journalismus zu etablieren beginnt, ist die von Keller vorgestellte wissenssoziologische Diskursanalyse hochgradig anschlussfähig an kommunikationswissenschaftliche Fragestellungen. Die theoretisc
Data Loading...