Epidemiologie der Anaphylaxie

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REPORT


rm Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, AllergieCentrum-Charité, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Epidemiologie der Anaphylaxie Die Anaphylaxie ist die schwerste Manifestation einer in der Regel allergenvermittelten IgE-abhängigen Mastzelldegranulation. Zahlreiche Studien der letzten Jahre weisen darauf hin, dass die Häufigkeit schwerer anaphylaktischer Reaktionen zugenommen hat. Die Anaphylaxie kann potenziell tödlich verlaufen. Dementsprechend zeigen aktuelle Untersuchungen bezüglich aufgetretener Todesfälle infolge einer Anaphylaxie, dass diese ansteigen. Daten zur Epidemiologie der Anaphylaxie sind nicht nur wichtig, um Informationen zur Häufigkeit zu gewinnen, sondern auch, um die Auslöser und vor allem Risikofaktoren sowie auch die Versorgungssituation von betroffenen Patienten besser zu verstehen. Dies bildet die Grundlage, um im Bereich der Diagnostik als auch der Betreuung von Patienten Maßnahmen zu ergreifen, um die Versorgungslage zu verbessern. Limitierend bezüglich der Daten zur Häufigkeit der Anaphylaxie ist das Fehlen eines einheitlichen ICD-Codes, sodass bislang verschiedene Codes für schwere allergische Reaktionen verwendet werden. Darüber hinaus ist es entscheidend, in welcher Zielgruppe – z. B. Notärzte oder niedergelassene Ärzte – neu aufgetretene Fälle erfasst werden, da hier große Unterschiede bestehen können. Im vorliegenden Übersichtsartikel stellen wir aktuelle Daten zur Häufigkeit der Anaphylaxie, der Auslöser, bislang identifizierter Risikofaktoren und der Versorgungslage vor.

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Der Hautarzt 2 · 2013

Inzidenz und Prävalenz der Anaphylaxie Untersuchungen aus verschiedenen Regionen weltweit weisen darauf hin, dass die Inzidenz der Anaphylaxie ansteigt. Die Zahlen sind regional unterschiedlich und altersabhängig. Daten aus Australien zeigen eine Inzidenz der Anaphylaxie von ca. 6 pro 100.000 Einwohner und Jahr, während andere Studien die Inzidenz auf ca. 10 bis 20 Fälle pro 100.000 berechnet haben [5, 18]. In der Regel werden 20–30% der Patienten nach Auftreten einer Anaphylaxie und Behandlung in der Notaufnahme eines Krankenhauses hospitalisiert [8]. Regionale Unterschiede werden für beispielsweise populationsbasierte Daten aus England, wo eine Häufigkeit der Anaphylaxie von 9,7 pro 100.000 errechnet wurde [8], im Vergleich zu neueren Daten aus den USA mit 49 auf 100.000 Personen pro Jahr deutlich [5]. Die grundsätzliche Aufmerksamkeit gegenüber der Anaphylaxie als medizinisches Krankheitsbild ist hier bedeutsam, aber auch unterschiedliche Auswertungen bezüglich der erfassten ICD-Codierungen spielen eine Rolle. Die bislang publizierten Daten zur Anaphylaxie zeigen weiterhin, dass das Alter und Geschlecht wichtige Einflussgrößen darstellen. Aktuelle Daten aus den USA weisen eine altersadjustierte Inzidenz der Anaphylaxie von 8,7 pro 100.000 pro Jahr für weibliche Personen und für männliche Personen von 6,6 pro 100.000 pro Jahr auf [4]. Geschlechtsspezifische Unterschiede der Inzidenz sind am stärksten ausgeprägt im Alter von 0 bis 4 Jahren für Jungen (8,2 auf 100.