Pathophysiologie und Epidemiologie der Trikuspidalklappeninsuffizienz

  • PDF / 306,259 Bytes
  • 4 Pages / 595.276 x 790.866 pts Page_size
  • 77 Downloads / 242 Views

DOWNLOAD

REPORT


Schwerpunkt Kardiologie

Für optimale Versorgung ist Verständnis der Zusammenhänge nötig

Pathophysiologie und Epidemiologie der Trikuspidalklappeninsuffizienz Karl-Patrik Kresoja, Philipp Lurz, Herzzentrum Leipzig – Universitätsklinik

Die Insuffizienz der Trikuspidalklappe hat zwei Entstehungsmechanis­ men: die Dilatation des Anulus und die funktionelle Restriktion der ­Trikuspidalklappensegel durch ein Remodelling des rechten Ventrikels. Primäre Insuffizienzen sind selten, s­ ekundäre wesentlich häufiger und oft mit Vorhofflimmern, HFrEF oder HFpEF vergesellschaftet. Eine hochgradige Trikuspidalklappeninsuffizienz hat einen negativen pro­ gnostischen Effekt auf das Überleben.

L

ange Zeit wurde die Trikuspidalklappe als „vergessene Herzklappe“ bezeichnet; vor allem die Trikuspidalklappeninsuffizienz (TI) galt als eine Begleiterscheinung kardiovaskulärer Erkrankungen, welche auch in progredienten Stadien nur ein Surrogat für die Schwere der zugrunde liegenden myokardialen Erkrankung darstellt [1, 2, 3]. Dieses Verständnis der Klappenerkrankung sowie ernüchternde Ergebnisse chirurgischer Sanierungsverfahren zur Behandlung einer TI (perioperative Mortalität von bis zu 10 %; [4]), führten lange Zeit dazu, dass die TI sowohl klinisch als auch wissenschaftlich in den Hintergrund trat [4]. Erst mit der Entwicklung [5, 6] und Etablierung [7, 8] von transkatheterbasierten Methoden zur Behandlung der TI wuchs ein vermehrtes wissenschaftliches, vor allem aber auch klinisches Interesse, zumal bereits frühe retrospektive Studien zeigten, dass bestimmte Patientengruppen von diesen Therapieansätzen im Hinblick auf harte klinische Endpunkte profitieren könnten [9, 10]. Perkutane Behandlungsansätze für eine hochgradige TI fanden daher immer häufiger ihren Weg in die klinische Praxis und in diesem Jahr wurden die ersten dezidierten Devices in Europa zertifiziert und zugelassen [8].

24

Das Verständnis für epidemiologische Zusammenhänge, aber auch Überlegungen zu den pathophysiologischen Implikationen der TI und deren Behandlung sind von essenzieller Bedeutung, um die individuelle Patientenversorgung zu optimieren und sollen im Folgenden anhand aktueller Daten besprochen werden.

Epidemiologische Daten zur Trikuspidalklappeninsuffizienz Häufigkeit in der Bevölkerung Neben den klinischen Zeichen der Rechtsherzinsuffizienz bzw. Stauung ist die transthorakale Echokardiografie der zentrale Eckpfeiler zur Diagnostik und Evaluation einer TI [1, 11]. Kohortenstudien legen nahe, dass eine TI beliebigen Schweregrades bei etwa 70 % aller echokardiografischen Untersuchungen zu beobachten ist [12]. Eine Studie, die versuchte, die Prävalenz der hochgradigen TI zu bestimmen, zeigte, dass diese bei etwa 0,55 % der Männer (95%-Konfidenzintervall 0,50–0,60 %) bzw. 0,47 % der Frauen (0,39–0,55 %), die in die Studie eingeschlossen waren, vorliegt. Eine deutliche Steigerung in höheren Lebensjahrzehnten konnte zudem beobachtet werden (4 % bei über 75-Jährigen). Neben dem Alter zeigte

sich eine erhöhte Prävalenz in Patienten mit vorbekannten linkss