Stellenwert der In-vitro-Diagnostik nach Anaphylaxie
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nstreels · H.F. Merk Klinik für Allergologie und Dermatologie, Universitätsklinikum RWTH Aachen
Stellenwert der In-vitro-Diagnostik nach Anaphylaxie Anaphylaxie ist eine plötzlich auftretende, potenziell lebensbedrohliche systemische Reaktion mit Symptomen einer allergischen Soforttypreaktion. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Zuverlässige, schnell messbare Laborparameter mit sowohl hohem positivem prädiktivem Wert als auch hohem negativem prädiktivem Wert gibt es bis dato nicht. Die Bedeutung laborbiochemischer Ergebnisse liegt einerseits darin, die klinische Diagnose zu unterstützen, insbesondere in den Fällen, wo diese aufgrund ihrer möglichen Ähnlichkeit mit anderen Krankheitsbildern nicht eindeutig zu stellen ist, und andererseits in der retrospektiven Bestimmung der Auslöser der Anaphylaxie hinsichtlich der sekundären Prävention.
In-vitro-Diagnose in der Anaphylaxie Tryptase Der meist bekannte und am weitesten verbreitete Parameter ist die Serumtryptase. Bei Aktivierung von Mastzellen wird Tryptase durch Degranulation freigesetzt und aktiviert die Komplementkaskade, die Koagulation und das KalikreinKinin-System und kann somit zu Angio ödem, Hypotension und intravasaler Koagulation führen [1]. Sie gilt als relativ spezifischer Marker für Mastzellaktivierung, obschon auch Basophile Tryptase produzieren können, jedoch in deutlicher niedriger Konzentration (ca. 500-mal weniger; [2]).
Ein maximaler Anstieg der Tryptase wird 15–120 min nach Beginn der Anaphylaxie beschrieben; die Halbwertszeit variiert zwischen 1,5 und 2,5 h [3]. Somit sollte die Bestimmung idealerweise innerhalb der ersten Stunde erfolgen, spätestens jedoch nach 3 h. Eingefroren sind zuverlässige Messungen bis zu 1 Jahr nach Abnahme zu bestimmen; aufbewahrt im Kühlschrank reduziert sich die Haltbarkeit deutlich auf 1 Woche bzw. auf etwas länger als 1 Tag bei Raumtemperatur [4].
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Tryptase gilt als relativ spezifischer Marker für Mastzellaktivierung Der absolute Grenzwert der Tryptase wurde vom Hersteller auf 11,4 μg/l festgelegt. Bei diesem Grenzwert wurden in einer groß angelegten Studie in Frankreich bei 789 Patienten mit perioperativer Anaphylaxie eine Sensitivität von 64%, eine Spezifität von 89%, ein positiver prädiktiver Wert von 93% und ein negativer prädiktiver Wert von 54% berechnet [5]. Minimale Unterschiede im durchschnittlichen Basiswert wurden beschrieben für die Gruppen „Alter“ und „Geschlecht“; ebenfalls wurden mögliche zirkadiane Variationen beschrieben [6, 7]. So hatten in einer Studie bei 1092 Patienten (ohne Mastozytose) 2,8% der Patienten in der Altersklasse 15 bis 34 Jahre einen erhöhten Basiswert (>11,4 μg/l) im Vergleich zu 6,8% in der Altersklasse 64+ [6]. Unter Berücksichtigung oben genannter Datenlage differenzierte das National Institute
for Health and Clinical Excellence (NICE) seine Empfehlung, die Tryptase unabhängig vom vermuteten Auslöser der Anaphylaxie bei Personen älter als 16 Jahren zu bestimmen, bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren jedoch nur bei Verdacht auf Medikamenten-induzierte, Insekten
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