Ernst Seidl, Frank Loose und Edgar Bierende (Hrsg.): Mathematik mit Modellen

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Ernst Seidl, Frank Loose und Edgar Bierende (Hrsg.): Mathematik mit Modellen Universität Tübingen, 2018, 399 Seiten mit sehr vielen Bildern, ISBN 978-3-9819182-0-5, 34,90 C Klaus Volkert

© Der/die Autor(en) 2020

Mathematische Modelle hatten in den letzten Jahren ohne Zweifel Konjunktur, wie auch mehrere Artikel in den „Semesterberichten“ belegen.1 Wurden vor 50 Jahren Assistentinnen und Assistenten damit beauftragt, diese verstaubten Objekte zu entsorgen, so schwärmten sie in den letzten Jahren aus, um solche in Kellern und Speichern wieder aufzustöbern. Die mehr oder minder zahlreichen Fundstücke wurden restauriert, fotografiert und im Internet präsentiert.

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Mehrere interessante Beiträge zum Thema „mathematische Modelle“ enthält auch die Nummer 2 (2017) des „Mathematical Intelligencer“.

K. Volkert () AG Didaktik und Geschichte der Mathematik, Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal, Deutschland E-Mail: [email protected]

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K. Volkert

So geschehen auch in Tübingen. Allerdings hatte man dort den Vorteil, dass hier mit Alexander von2 Brill (1842–1935) von 1884 bis 1918 ein wichtiger Befürworter und Produzent mathematischer Modelle wirkte, der zudem durch den Verlag seines Bruders Ludwig in Darmstadt maßgeblich an deren Vermarktung beteiligt war. Wenn im Folgenden von Brillschen Modellen die Rede ist, so sind damit meist solche gemeint, die diese Firma vertrieb. Von der Reichhaltigkeit des Angebots3 dieser Firma zeugt der zweite Teil des hier zu besprechenden Buches. Viele der von Bruder Ludwig verkauften Modelle gingen auf Alexander Brill zurück – aber bei weitem nicht alle. Die Ausbeute des Suchens fiel in Tübingen sehr reichhaltig aus. Das vorliegende Buch, ein aufgrund der vielen oft farbigen Abbildungen prächtiger und schwergewichtiger Band, behandelt die Tübinger Modellsammlung anlässlich ihrer Präsentation in der Öffentlichkeit aus verschiedenen Perspektiven. Dokumentiert werden insbesondere auch Arbeiten von Studierenden, die sich in ihrem Praxissemester im Rahmen eines Master-Profils „Museen & Sammlungen“ mit diesen Modellen beschäftigten. Es zeigte sich, dass diese Modelle auch heute noch eine große Anziehungskraft besitzen und dass sie nichts von ihrem didaktischen Wert eingebüßt haben. Somit haben wir hier auch eine gelungene hochschuldidaktische Anregung vor uns. Welche Modelle sind aber eigentlich gemeint? Es geht hier um materielle Objekte, die abstrakte mathematische Entitäten – wie Körper, Flächen, Kurven oder funktionale Zusammenhänge – verdeutlichen sollen oder wie es zu Beginn des Buches „Mathematik mit Modellen“ heißt: „Sie materialisieren ein immaterielles Gedankenkonstrukt, ...“ (p. 20)4. Einfache Objekte dieser Art, wie Würfel (ein besonders schönes Beispiel findet sich auf p. 315) oder Dodekaeder (vgl. p. 137), waren wohl schon immer in Gebrauch, u. a. zu Alltagszwecken (z. B. Spielzeug) und als Veranschaulichungen. Insbesondere spielten Modelle eine wichtige Rolle als Vorlagen fürs Zeichnen, etwa im Rahmen von Konstruktionsübungen.5 In Karlsruhe legte schon Guid