Europa

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REPORT


Europa M. Broll

© Der/die Autor(en) 2020

Gerhards, Jürgen, Holger Lengfeld, Zsófia S. Ignácz, Florian K. Kley und Maximilian Priem: European Solidarity in Times of Crisis. Insights from a ThirteenCountry Survey. Abingdon/New York: Routledge 2019. 282 Seiten. ISBN 978-0367-25728-6. Preis: GBP 120,–.

Wie solidarisch ist Europa? Diese Frage stellt sich mit der Covid-19-Pandemie mit neuer Brisanz und womöglich aktueller denn je. Es geht dabei um die wechselseitige Übernahme von Intensivpatienten und -patientinnen, die Zusammenarbeit bei der Entwicklung eines Impfstoffes, jedoch auch um das anfängliche Zurückhalten von Schutzausrüstung und nationale Alleingänge und Schließungen. In den Verhandlungen über den Corona-Wiederaufbaufond der EU, der die ökonomischen und sozialen Folgen der Pandemie auffangen soll, wurden die verschiedenen Positionen zu Ausmaß und Konditionalität europäischer Solidarität deutlich. Während die deutsche Regierung von ihrer Position (auch im Vergleich zur letzten Wirtschaftskrise) abrückte und sich gemeinsam mit der französischen Regierung für ein umfassendes Hilfspaket aussprach, sind es die sogenannten sparsamen Vier (Österreich, die Niederlande, Dänemark und Schweden), die ihre Solidarität an starke Auflagen für die Empfänger knüpfen wollen. Einig sind sich die meisten Beteiligten jedoch darin, dass die gegenwärtige Krise und deren soziale Konsequenzen nur durch ein gemeinsames Vorgehen und europäische Solidarität abgefedert werden können. Dies wiederum setzt die Bereitschaft der Bevölkerungen in den Mitgliedsstaaten voraus. Wie solidarisch ist also Europa? Diese Frage hat sich die Gruppe aus Forschern und Forscherinnen um Jürgen Gerhards, Holger Lengfeld, Zsófia S. Ignácz, FloriM. Broll () Institut für Soziologie, Ludwig-Maximilians-Universität München Konradstraße 6, 80801 München, Deutschland E-Mail: [email protected]

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M. Broll

an K. Kley und Maximilian Priem gefragt und zwischen Mai und November 2016 eine großangelegte Bevölkerungsumfrage („Transnational European Solidarity Survey-TESS“) in 13 europäischen Ländern durchgeführt, deren Ergebnisse nun in Buchform vorliegen. Sie bearbeiten ein Thema von hoher Aktualität und großer politischer und gesellschaftlicher Relevanz. Die Forschenden wollten bei ihrer Untersuchung wissen, wie groß die Zustimmung zu oder Ablehnung von europäischer Solidarität in den ausgewählten Ländern ist. Es geht somit nicht um solidarisches Handeln der befragten Menschen, sondern um deren Solidaritätsbereitschaft. Per Telefoninterview wurden jeweils 1000 Menschen in Deutschland, Frankreich, Griechenland, Irland, den Niederlanden, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Slowakei, Spanien und Ungarn und weitere 500 Menschen in Zypern befragt. Die Forschenden unterscheiden zwischen vier Formen institutionalisierter Solidarität: Fiskalische Solidarität im Sinne der Unterstützung von Mitgliedsstaaten in finanzieller Not; territoriale Solidarität als Umverteilung von Wohlstand von reicheren zu ärmeren Regionen; wohlfahrtsstaatliche Solidarität v