Freizeit im Alter

In den 1970er Jahren wurde das Potenzial von Freizeitaktivitäten für die Lebensphase Alter entdeckt. In der Freizeit werden Ressourcen für selbstbestimmtes Handeln und die Unterstützung von Lebensqualität im Alter geortet. Der Artikel arbeitet aktuelle Fo

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REPORT


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Einleitung

In den 1970er Jahren wurde als Folge der gesellschaftlichen Reformbewegungen in Nordamerika und in Europa das Potenzial der Freizeit in der Lebensphase Alter entdeckt. Darüber hinaus hat die Ausdehnung der nicht erwerbsgebundenen Zeit die Forschungen zur Verwendung und Gestaltung der Freizeit stimuliert. In der Freizeit wurden in der Folge Möglichkeiten selbstbestimmten Handelns, der Chancengleichheit und der Lebensqualität geortet (vgl. Popp 2006). Dieser Bedeutungszugewinn von Freizeit in der Gesellschaft lässt sich auch in verschiedenen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit nachzeichnen. Ob dies nun freizeitbezogene Angebote in der Jugendarbeit betrifft (z. B. Jugendzentren) oder Angebote in der Altenarbeit (z. B. Altentagesstätten oder Tageszentren, vgl. Aner in Kap. I.1 sowie Karl und Kolland i. d. B.). Sie alle verweisen auf eine Ausdehnung sozialarbeiterischen Handelns. Wesentlich für diese neu entstandene Freizeitsozialarbeit (Opaschowski 1996) sind Aspekte wie selbst gewählte und aktive Zeitgestaltung, Prävention im Zusammenhang mit Erkrankungen im Alter (z. B. Gedächtnistraining oder Fitness) und soziale Inklusion. In den letzten Jahrzehnten hat die Freizeitindustrie die Zielgruppe der Senior/-innen zunehmend in den Blick genommen (Brinkmann 2015). Sie werden verstärkt mit Reise-, Bewegungs- und Kulturangeboten angesprochen. Freizeit wird deswegen als Lebensbereich des Konsums untersucht (Twigg und Martin 2014).

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Methoden der Freizeitforschung

Mit dem Bedeutungszugewinn von freizeitorientierten Programmen in der So­zialen Arbeit stellt sich auch die Frage nach den Methoden ihrer Beforschung. Welche so­ zialwissenschaftlichen Methoden werden zur Messung des Freizeitverhaltens verwen© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 K. Aner und U. Karl (Hrsg.), Handbuch Soziale Arbeit und Alter, https://doi.org/10.1007/978-3-658-26624-0_41

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Franz Kolland und Vera Gallistl

det ? Zwei Datenerhebungstechniken dominieren die Forschung zum Freizeitverhalten älterer Menschen. Diese sind Aktivitäts- und Zeitbudgeterhebungen. Außerdem ist in den letzten Jahren eine ansteigende Verbreitung von Online-Erhebungsmethoden und eine Ausdifferenzierung qualitativer Methoden zu beobachten. Die am häufigsten verwendete Methode der Freizeitforschung bezieht sich auf die Erhebung von Aktivitäten in Listen. Abgefragt werden verschiedene Aktivitäten in einem bestimmten Zeitintervall. Versuche, die in der Regel sehr langen Listen von Freizeitaktivitäten zu Gruppen bzw. Dimensionen zusammenzufassen, sind bislang wenig ausgereift. So geschieht eine Zusammenfassung erst nach der Datenerhebung, wobei dann beispielsweise zwischen Outdoor- und Indoor-Aktivitäten, zwischen aktiver und passiver Freizeit, oder nach Lebensstilmustern der Befragten unterschieden wird. Diese Einteilung erfolgt häufig auf Basis des empirischen Materials und ist wenig theoriegeleitet. Eine andere Methodik sind Zeitbudgeterhebungen. Anhand von Tagebuchaufzeichnungen wird das Freizeitverhalten rekonstruiert. D