Gesundheitssteuern auf Lebensmittel

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REPORT


ert1, 2 · S. Riedel-Heller2, 3 · H.-H. König1, 2 1 Institut für Medizinische Soziologie, Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie

(IMSG), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg 2 IFB AdipositasErkrankungen, Universitätsmedizin Leipzig 3 Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Universität Leipzig

Gesundheitssteuern auf Lebensmittel Eine Maßnahme zur Förderung der Gesundheit in Deutschland? Die Ernährung weiter Teile der deutschen Bevölkerung steht nicht im Einklang mit evidenzbasierten Ernährungsrichtlinien [1, 2, 3]. Ungesunde Ernährung – im Fol­ genden als Malnutrition bezeichnet – hat zur Folge, dass dem Körper essenziel­ le Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Fet­ te, Proteine), Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente) und Bal­ laststoffe nicht in ausreichender und/oder überschüssiger Menge zu Verfügung ge­ stellt werden, was zur Entstehung einer Vielzahl von körperlichen Beschwerden und Erkrankungen beitragen kann [4]. Während die übermäßige Zufuhr energie­ liefernder Makronährstoffe (Überernäh­ rung) die Entstehung von Übergewicht/ Adipositas (Ü/A) und Diabetes mellitus Typ 2 (DMT2) stark begünstigt [5], kann der unausgewogene Verzehr von Ma­ kro-, aber insbesondere Mikronährstof­ fen (Fehl- oder Mangelernährung) zu Veränderungen und Funktionsstörungen im Bereich aller Gewebe und Organe des menschlichen Körpers führen [4]. Aufgrund der erheblichen, durch Fehlund insbesondere Überernährung be­ dingten Krankheitslast, kommt der Mal­ nutrition als Risikofaktor eine große ge­ sundheitspolitische [1, 6, 7] und ökonomi­ sche [7, 8, 9] Bedeutung zu. Vor dem Hin­ tergrund der weitreichenden Folgen einer ungesunden Ernährung für das deutsche Gesundheitssystem, ist die Frage nach geeigneten Präventionsmaßnahmen ein fortwährendes Diskussionsthema [1, 10, 11,

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12, 13, 14]. Bedingt durch die unzureichen­ de Wirksamkeit bisheriger Maßnahmen [6, 12, 15] und die Erfolge bei der Bekämp­ fung der negativen gesundheitlichen Aus­ wirkungen des Rauchens durch gesetzli­ che Regulierung [16, 17], wurden Gesund­ heitssteuern auf Nahrungsmittel/Nähr­ stoffe (N/N) vermehrt als ein Erfolg ver­ sprechender Weg vorgeschlagen [7, 11, 13]. Mit dem Ziel, die Nahrungswahl der Bür­ ger positiv zu beeinflussen, um die Bevöl­ kerungsgesundheit zu verbessern, haben verschiedene europäische Staaten ent­ sprechende Steuern implementiert [18, 19]. Im Januar 2012 führte zuletzt Frankreich eine zusätzliche Steuer von 0,0716 Euro pro Liter auf Getränke mit zugesetztem Zucker oder künstlichem Süßstoff ein. Weitere ­europäische Staaten diskutieren oder plan(t)en vergleichbare oder ähn­ liche Steuern (England, Italien, Lettland, Rumänien, Irland) oder haben diese be­ reits implementiert (Dänemark1, Ungarn, Finnland, Norwegen) [19].

Angesichts dieser Entwicklungen dis­ kutiert der vorliegende Beitrag, ob die Besteuerung/Subventionierung von N/N eine sinnvolle Maßnahme zur Verbesse­ rung der Ernährung und damit der Ge­ sundheit in Deutschland darstellt. Der nachfolgende Abschnitt skizziert zentrale em