Grundlagen der Oligometastasierung und Stellenwert der Lokaltherapie

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REPORT


J. Ricke1 · M. Guckenberger2 · R. Grützmann3 1

Klinik und Poliklinik für Radiologie, Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), München, Deutschland 2 Klinik für Radio-Onkologie, Universitätsspital Zürich, Universität Zürich, Zürich, Schweiz 3 Chirurgische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland

Grundlagen der Oligometastasierung und Stellenwert der Lokaltherapie Hintergrund Der Terminus „Oligometastasierung“ wurde erstmals von Hellman und Weichselbaum eingeführt [1] und beschreibt ein unscharf definiertes intermediäres Stadium zwischen einer kurativen und einer eindeutig palliativen Metastasierungssituation, bei der lokale Maßnahmen nicht einsetzbar sind. In Ermangelung geeigneter Kriterien wurde zunächst eine limitierte Anzahl von bis zu 5 Fernmetastasen zur Definition einer Oligometastasierung vorgeschlagen [2]. Die Einbeziehung von Faktoren, welche die biologische Aggressivität eines Tumors beschreiben, fehlt auch in aktuellen Leitlinien [3, 4]. Dementsprechend besteht ein Risiko, Patienten mit mehreren Metastasen in kurativer Intention lokal zu therapieren, die innerhalb kurzer Zeit einen diffusen systemischen Progress entwickeln und daher (vermutlich) nicht oder nur wenig von der lokalen Therapie profitiert haben. Trotzdem scheint die begrenzte Metastasenanzahl ein valider prädiktiver Faktor für den Einsatz lokaler Therapien zu sein. Eine jüngere Studie von Palma et al. 2018 rekrutierte 99 Patienten unterschiedlichster Tumorentitäten in der metastasierten Situation, zum Teil mit kontrollierten Primarien in situ [5, 6]. Die Patienten wurden in einen Arm mit lokal ablativer stereotaktischer Bestrahlung zusätzlich zur systemischen Therapie oder zu systemischer Standardtherapie alleine randomisiert. Als Definition der Oligometastasierung diente ausschließlich die Anzahl der

Fernmetastasen: bis zu 5. Sowohl das Langzeitüberleben als auch die Lebensqualität waren in der ablativen Gruppe deutlich verbessert („overall survival“: HR [Hazard Ratio] 0,57; 95 %-KI [Konfidenzintervall] 0,30–1,10). Diese und weitere Studien geben einen Hinweis darauf, dass das biologische Verhalten – selbst wenn nur unzureichend charakterisiert durch eine numerisch begrenzte Metastasierung – den Wert der histopathologischen Klassifikation für eine Therapiestrategie überschreiten kann. Die potenzielle Unschärfe zwischen einer Behandlungsentscheidung in kurativer Intention oder als palliative (Debulking-)Strategie befördert aufgrund des geringen Patientenrisikos den Einsatz bildgeführter, ablativer Techniken alternativ oder ergänzend zur chirurgischen Resektion [5, 7]. Ein Beispiel für eine randomisierte Studie zur lokalen Tumortherapie an der Grenze zwischen kurativer und palliativer Intention ist die CLOCC-Studie [8]. Hier wurde beim hepatisch metastasierten, therapienaiven kolorektalen Karzinom die Ergänzung von lokaler Ablation mittels Radiofrequenzablation (zur Hälfte kombiniert mit Leberteilresektionen) zu systemischer Chemotherapie getestet. Dabei zeigte sich ein hochsignifikanter Überlebensvorteil gegenüber alleinig