Kinder im Blick? Kindeswohl in Zeiten von Corona

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REPORT


iert: 3. September 2020

Einblick  

Kinder im Blick? Kindeswohl in Zeiten von Corona Während Kinder in Zeiten von Pandemien erhöhten Risiken von Misshandlung und Vernachlässigung ausgesetzt sind, kann präventiver und intervenierender Kinderschutz vielfach nicht mehr durchgängig und im geeigneten Maße gewährleistet werden. Behörden und Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe sind durch handlungsbeschränkende Infektionsschutzmaßnahmen vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Wie können Kinder vor Gefahren für ihr Wohl geschützt werden, wenn unterstützende Akteur_innen in Schulen, Kitas, Artzpraxen und Vereinen in ihren Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt sind? Wie kann es kurzfristig gelingen, Face-toface-Kontakte weitgehend auf digitale und telefonische Kontakte umzustellen? Und wie können Face-to-faceKontakte, wo sie notwendig bleiben, gestaltet werden? Kreative Lösungsansätze sind gefragt.

F

ür schutzbedürftige Kinder ist es in Zeiten von Pandemien besonders wichtig, dass die Kontinuität ihrer Versorgung sichergestellt ist (Sistovaris et al. 2020, S. 11). Erste Rückmeldungen der wichtigsten Akteure wie Familien, Sozialarbeiter_innen und Fachverbände deuten jedoch darauf hin, dass die relevanten Systemressourcen und -kapazitäten vor großen Birgit Jentsch Abteilung Familie und Familienpolitik, Fachgruppe Frühe Hilfen,Deutsches Jugendinstitut e. V., München, Deutschland  *1968, Ph.D. in Sozialpolitik, M.A. (Hons) in Sozialpolitik und Politik. Seit 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Jugendinstitut, Abteilung Familie und Familienpolitik, seit 2020 Fachgruppe Frühe Hilfen, Kooperationspartner im Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH). [email protected]

Brigitte Schnock Abteilung Familie und Familienpolitik, Fachgruppe Frühe Hilfen,Deutsches Jugendinstitut e. V., München, Deutschland  *1960, Dr. phil.; Studium der Soziologie, langjährige Tätigkeit in der Sozialforschung, 2010 bis 2017 Leitungsfunktionen in der Familien‑, Kinder- und Jugendhilfe. Seit 2018 wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut e. V., Abteilung Familie und Familienpolitik, seit 2020 im Projekt Qualitätsentwicklung im Kinderschutz, Fachgruppe Frühe Hilfen, Kooperationspartner im Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH). [email protected]

Zusammenfassung  Die Corona-Krise hat große Auswirkungen auf das Wohlergehen von Kindern sowie auf die Möglichkeiten von Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe, Familien im Bedarfsfall ausreichend zu unterstützen. Es häufen sich Anzeichen, dass insbesondere die Wahrnehmung von Kindeswohlgefährdung und die Gestaltung der Kommunikation und Beziehung zwischen Familie und Fachkraft erhebliche neue Herausforderungen stellen. Der Artikel beschreibt den Diskurs über diese Herausforderungen und Umsetzungsstrategien in den ersten Wochen von COVID-19. Schlüsselwörter  Corona, Kindeswohl in Pandemien, Telefonische und digitale Kommunikation, Face-to-face-Kontakte 304

Herausforderungen stehen (Sistovaris et al. 2020). Diese werden dadurch weiter verschärft, dass Pandemien die Lebenslagen von Familien so