Kinder psychisch kranker Eltern

Weil sie an einer Wochenbettpsychose leidet, tötet eine junge Frau ihr zwei Wochen altes Kind. Vor dem Landgericht Mainz beginnen die Gutachter ihr zermürbendes Werk. Die Geschichte eines Martyriums, das nach fast vier Jahren mit einem Freispruch endet. (

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REPORT


46 Kinder psychisch kranker Eltern Silvia Schneider

46.1

Einleitung

– 844

46.2

Auswirkungen auf das Kind und die Eltern

46.2.1 46.2.2

Die Situation der Kinder – 845 Die Situation der Eltern – 846

46.3

Auswirkungen der elterlichen Psychopathologie auf das Kind – 846

46.3.1 46.3.2 46.3.3

Rolle der Genetik – 846 Bindungserfahrungen – 846 Erziehungsfertigkeiten und familiäres Klima

46.4

Erfassung der Befindlichkeit von Kindern psychisch kranker Eltern – 848

46.5

Interventionen – 849

46.5.1 46.5.2

Interventionen für Eltern mit psychischen Störungen – 849 Interventionen für Kinder psychisch kranker Eltern – 851

46.6

Fallbeispiel

46.7

Ausblick

– 852

– 852

Zusammenfassung Literatur

– 852

– 853

Weiterführende Literatur

– 853

– 845

– 847

844

Kapitel 46 · Kinder psychisch kranker Eltern

Tödliche Mutterliebe Weil sie an einer Wochenbettpsychose leidet, tötet eine junge Frau ihr zwei Wochen altes Kind. Vor dem Landgericht Mainz beginnen die Gutachter ihr zermürbendes Werk. Die Geschichte eines Martyriums, das nach fast vier Jahren mit einem Freispruch endet. (Die Zeit, 29, 13. Juli 2006) … alle haben immer nur gefragt, wie es meiner Mutter gehe, auch die Ärzte. Keiner hat mal gefragt, wie es uns Kindern geht. (Zitat eines Betroffenen, aus Mattejat u. Lisofsky 2008)

46.1

46

Einleitung

Leider sind es immer erst Schlagzeilen wie der oben zitierte Titel aus Die Zeit, die in das Bewusstsein rufen, dass Eltern mit psychischen Störungen Kinder haben, die Beachtung und Hilfe benötigen. Die Eltern mit psychischen Störungen kommen dabei im öffentlichen Urteil schlecht weg, erscheinen sie doch als »Verrückte«, die ihre Kinder vernachlässigen oder gar töten. Dabei sind solche Tragödien wie im oben zitierten Zeit-Artikel äußerst selten. Alltag für Kinder psychisch kranker Eltern ist hingegen, dass sich nur selten jemand ihrer Anliegen annimmt und sie nach ihrem Befinden befragt (s. zweites Zitat oben). Dies ist schon erstaunlich: Weisen doch mehr oder weniger alle wissenschaftlichen Schriften zur Ätiologie psychischer Störungen darauf hin, dass die familiäre Häufung psychischer Störungen Fakt ist und Kinder psychisch kranker Eltern besonders gefährdet sind, selbst psychisch zu erkranken. Versucht man allerdings über die in der Wissenschaft üblichen Literaturdatenbanken empirisches Hinter-

grundwissen zu diesem Thema zu generieren, so wird man schnell enttäuscht. Es existiert nur wenig empirisches Wissen darüber, wie es Kindern psychisch kranker Eltern geht und wie man ihnen helfen kann, damit sie eine gesunde und normale Entwicklung nehmen. Man gewinnt den Eindruck, als müssten diese Kinder selbst erst psychische Störungen entwickelt haben, damit sie für die Forschung wieder interessant sind. Das vorliegende Kapitel möchte auf die Lebenswelten von Kindern psychisch kranker Eltern eingehen. Dabei soll es nicht um bereits manifeste psychische Störungen gehen. Das Wissen hierzu lässt sich in den entsprechenden Störungskapiteln des Lehrbuchs nachlesen. Vielmehr geht es darum, die Erfahrungen dieser Kinder u