Eltern unbekannt
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lène Siklossy Wien, Österreich
Eltern unbekannt Zur Identitätsentwicklung von Findelkindern und anonym geborenen Kindern
Das Babynest wurde im Jahr 2000 durch die Kinderklinik Glanzing im Wilhelminenspital eröffnet. Es gab aber doch Einiges an Diskussionen, auch an kontroversiellen Diskussionen. Uns ist es (abgesehen von diesen Diskussionen) wichtig, zu untersuchen, wie die psychische Entwicklung von Findelkindern durch diese Einrichtung beeinflusst wird. Findelkinder sind Kinder, die an öffentlichen Plätzen abgegeben werden, die in einem Babynest oder einer Babyklappe abgelegt worden sind oder anonym „von Hand zu Hand“ persönlich von der leiblichenMutterübergebenwurden. Seit2001 gibt es Kinder, deren Spitalsentbindung im Krankenhaus anonym stattgefunden hat (anonyme Geburt). Auch die anonyme Schwangerschaftsbetreuung wird von Müttern zunehmend in Anspruch genommen. Es besteht aber neben der anonymen Spitalsentbindung mit oder ohne anonyme Schwangerschaftsbetreuung auch die Möglichkeit der vertraulichen Geburt. Die Mutter ist in der Lage, Daten an das Jugendamt weiterzugeben. Wenn das Kind dann in späteren Jahren Zugang zu diesen Daten haben will, kann es beim Jugendamt danach fragen und die hinterlegte Information der Mutter mit deren ausdrücklicher Zustimmung einsehen.
Identität Was ist eigentlich Identität? Was ist die Basis, was braucht man, um eine gute Identitätsentwicklung erleben zu können? Es geht um Selbstempfinden, um Selbstvertrauen und um Selbstwertgefühl. Wer bin ich? Das ist eine Frage, die man sich gelegentlich stellt, wie bin ich im Leben, wo ist mein Platz. Das hören
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Pädiatrie & Pädologie · Suppl 2 · 2020
wir in der Therapie auch von vielen Kindern mit Depression, die sagen: Ich habe keinen Platz auf dieser Welt. Und wenn Kinder das so ausdrücken, dann ist das auch ein Identitätsproblem. In diesem Zusammenhang hat Karl Hein Brisch auf die Bedeutung der Früherkennung von Bindungs-Entwicklungsstörungen aufmerksam gemacht [3]. Es gibt auf der einen Seite ein generelles Selbstkonzept, also ein generelles Ich, ein starkes Ich des Vertrauten, um eine Kernidentität zu spüren und dann gibt es spezielle Selbstkonzepte, die eher situationsbezogen sind. Sie sind dynamisch, da kann es darum gehen, dass es kritische Lebensereignisse gibt, die unsere Identitätsentwicklung beeinflusst haben, oder eben eine Peer-Group, also die Gruppe der Gleichaltrigen oder ein Berufsumfeld. Seitens der abgebenden Mutter, der ablegenden Mutter, sind ein paar Faktoren zu nennen, die auch später für das Kind wichtig sind. Auf der einen Seite ist es unumstritten ein traumatisches Ereignis oder eine traumatische Krise für die Frau, die enorm hohe Anforderungen an die Bewältigungsmechanismen und an die Entscheidungskräfte der Mutter stellt. Vermutlich sind das auch Insuffizienzgefühle, die dahinterstehen, dass eine Mutter mit hoher Verantwortung ihr Kind eben in ein Babynest legt. Die psychosozialen Umstände sind meistens nicht bekannt. Wenn wir hier die Häufigkeiten im Wilhelminenspital analysieren, wurden in Wien im Zeitraum 2000
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