Kohler, Sarah : Die Aggregation und Analyse von Zeitdaten im Agenda-Setting-Ansatz. Methoden und Forschungslogik der Kom

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Kohler, Sarah: Die Aggregation und Analyse von Zeitdaten im Agenda-Setting-Ansatz. Methoden und Forschungslogik der Kommunikationswissenschaft, Band 16 Köln: Herbert von Halem 2019. 182 Seiten. Preis: C 22,99 (e-book) Olaf Jandura © The Editors of the Journal 2020

Sarah Kohler legt mit ihrem Buch zur Aggregation und Analyse von Zeitdaten einen weit über den Agenda-Setting-Ansatz hinaus reichenden, lesenswerten Beitrag zu Methoden und Forschungslogik in der Kommunikationswissenschaft vor. Ihre Forschungsfrage lautet: „Wie wirkt sich die Aggregation von Zeitdaten auf die Analyse von Agenda Setting“ (S. 18) aus. Als Forschungsdesiderat macht Sarah Kohler dabei die noch unzureichende Auseinandersetzung mit dem Zeitbegriff in der kommunikationswissenschaftlichen Wirkungsforschung aus, wobei ihr Gegenstand, der AgendaSetting-Ansatz, kurze Zeitsequenzen im Wirkungsprozess von vornherein ausblendet. Sie entfaltet ihre Überlegungen auf der Basis von drei Zeitkonstrukten, einer individuell geprägten, einer sozio-kulturell geprägten und einer wissenschaftlichen definierten Zeitkonstruktion, deren Grundannahmen kurz, kompakt und lesenswert dargestellt werden (Kapitel 2). Vor dem Hintergrund des Agenda-Setting-Ansatzes ist dabei das sozio-kulturell geprägte Zeitverständnis besonders hervorzuheben. Die Standardfrage nach dem MIP fragt nach der Agenda im öffentlichen Raum und nicht nach einer individuellen Agenda, die aus temporaler Perspektive stärker vom individuellen Zeitverständnis geprägt sein kann. Die lineare Zeitannahme impliziert dabei zeittheoretisch betrachtet eine Standardisierung zeitlicher Abläufe (Synchronisation) in der Bevölkerung, mit der die demokratietheoretisch begründete Gleichheit und Gleichwertigkeit, unabhängig von sozialen Schichten, geographischen Orten oder Lebensumständen impliziert wird (so Walter Bühl 1982). Dass sich beide Agenden unterscheiden können, verdeutlicht die vor etwa 10 Jahren erschienene Arbeit von Inga Huck.

Prof. Dr. O. Jandura () Institut für Sozialwissenschaften, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsstraße 1, 40225 Düsseldorf, Deutschland E-Mail: [email protected]

K

O. Jandura

Sarah Kohler entfaltet ihre Argumentation weiter über die Betrachtungen der Aggregationsmöglichkeiten und von potentiellen Aggregationseffekten von Zeit sowie der Rolle der Variable Zeit im Agenda-Setting-Ansatz (Kapitel 3 & 4). Anhand verschiedener Beispiele werden dabei unterschiedlich wahrgenommene individuelle Zeitkonstruktionen sowie die Differenzierung von Zeitpunkt des Ereignisses und Zeitpunkt der Veröffentlichungen sowie verschiedene Möglichkeiten einer Zeitrahmung illustriert. Diese Re-Systematisierung der Literatur bietet eine solide Grundlage für die Herleitung der forschungsleitenden Annahmen, die sich auf die Auswirkungen verschiedener temporaler Aggregationsmöglichkeiten beziehen. Systematisch und sehr sorgfältig werden diese Annahmen sodann in einer Sekundäranalyse eines umfassenden Datensatzes, den Forsa zwischen 1994 und 2006 erhob, überprüft. Damit reiht sich die Studi