Kopfschmerzen bei Multipler Sklerose

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REPORT


Marcel Gebhardt1 · Peter Kropp2 · Frank Hoffmann1 · Uwe K. Zettl3 1

Klinik für Neurologie, Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau, Halle, Deutschland Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland 3 Klinik und Poliklinik für Neurologie, Sektion für Neuroimmunologie, Universitätsmedizin Rostock, Rostock, Deutschland 2

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Kopfschmerzen bei Multipler Sklerose Einleitung Der Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und Multipler Sklerose (MS) wird seit über 60 Jahren kontrovers diskutiert [1–3]. Während Sehstörungen, Paresen, Sensibilitätsstörungen, Ataxie, Fatigue, Miktionsstörungen etc. als typische Symptome einer MS gelten [4–8], werden Kopfschmerzen als „red flag“ angesehen, die für eine alternative Diagnose zur MS wie Vaskulitis, systemischer Lupus erythematodes oder ein zerebrales Lymphom [9, 10] stehen. Jahrzehntelang wurden Kopfschmerzen nahezu als Ausschlusskriterium für die Diagnose einer MS angesehen [1, 2, 11–13]. In den letzten 15 Jahren fand sich jedoch in mehreren Studien eine häufige Assoziation von Kopfschmerzen und MS [14–22]. Diese wird im klinischen Alltag regelhaft als Komorbidität zweier voneinander unabhängiger Erkrankungen bewertet, obwohl es inzwischen Hinweise gibt, dass Kopfschmerzen auch als Symptom einer MS im Sinne eines sekundären Kopfschmerzes auftreten können.

Prävalenz von Kopfschmerzen bei MS In den letzten 15 Jahren wurde in mehreren unabhängigen Studien die Kopfschmerzprävalenz bei MS untersucht. Es zeigten sich Prävalenzen zwischen 51,3 und 68 % ([14–22]; . Tab. 1). Lediglich Boneschi und Kollegen fanden eine geringere Prävalenz von 35,5 %. [23]. Die differierenden Zahlen lassen sich einer-

seits anhand methodischer Unterschiede erklären, andererseits unterschieden sich die Patientenkollektive in Hinblick auf MS-Krankheitsdauer und -Verlaufsform oder Geschlecht der Patienten. In der Allgemeinbevölkerung in Europa liegt die Einjahresprävalenz von Kopfschmerzen bei 53 % [24], sodass im Vergleich dazu die Mehrzahl der Arbeiten eine erhöhte Kopfschmerzprävalenz bei MSPatienten fand. Auffallend ist, dass die durchschnittliche MS-Erkrankungsdauer zum Untersuchungszeitpunkt zwischen 8,6 und 14,1 Jahren und dementsprechend das Durchschnittsalter der untersuchten MS-Patienten in allen Studien deutlich über dem durchschnittlichen Ersterkrankungsalter der MS von 31,4 Jahren [25] lag. Subgruppenanalysen ergaben jedoch, dass MS-Patienten mit Kopfschmerzen eine kürzere MSErkrankungsdauer aufwiesen, jünger und körperlich geringer betroffen waren als MS-Patienten ohne Kopfschmerzen [19, 21]. Um diesen Zusammenhang genauer zu betrachten, befragten und untersuchten wir 50 Patienten zum Zeitpunkt der Erstdiagnose einer MS oder eines klinisch isolierten Syndroms (KIS) im Rahmen eines semistrukturierten Interviews hinsichtlich Kopfschmerzen innerhalb der letzten vier Wochen anhand des Rostocker KopfschmerzfragenKomplexes (Rokoko, [26]). Bei diesen 50 Patienten mit einem jüngeren D