Die Behandlung fortgeschrittener Multipler Sklerose

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REPORT


U. Baumhackl1

Die Behandlung fortgeschrittener Multipler Sklerose Therapeutische, rehabilitative und palliative Ansätze

Ausmaß und Art der palliativmedizinischen Bedürfnisse der Patienten mit fortgeschrittener Multipler Sklerose (MS) sind noch nicht gut erfasst. MS-Betroffene sollen vermehrt Zugang zu palliativmedizinischen Versorgungseinrichtungen erhalten. Neurologen sind zur Zeit zu wenig in „end-of-life care issues in MS“ einbezogen. Die Behandlungskonzepte bei schwerstbetroffenen MS-Patienten sollen beinhalten: ■ ■ optimale Symptomtherapie ■ ■ Schmerzkontrolle ■ ■ rechtzeitiges Gespräch über die gewünschten / nicht gewünschten Maßnahmen ■ ■ Aufklärung über lebensbedrohliche Komplikationen ■ ■ Patientenverfügung ■ ■ gegebenenfalls Sondenernährung / PEG ■ ■ Einbindung der Angehörigen ■ ■ Suizidprophylaxe Neurologisches und psychiatrisches Zentrum Belvedere, 1040 Wien

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focus neurogeriatrie

■ ■ ■ ■ ■ ■

psychologische Unterstützung palliativmedizinische Versorgung Erhalt einer guten Lebensqualität

Multiple Sklerose ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems mit körperlichen und psychosozialen Auswirkungen. Die Häufigkeit in Österreich beträgt 1:1.000 – das entspricht etwa 8.500 Patienten / Patientinnen (ca.70 % Frauen). Die jährliche Zahl an Neuerkrankungen wird mit etwa 250 geschätzt. Der Erkrankungsbeginn liegt meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr; MS kommt aber auch bei Kindern (selten) und Jugendlichen vor und kann gelegentlich auch nach dem 50. Lebensjahr erstmalig festgestellt werden. MS ist eine komplizierte, entzündliche, chronische, neurologische Erkrankung. Die genaue Ursache ist nicht bekannt, neben einer Veranlagung dürften nicht genau definierte Umweltfaktoren eine entscheidende Rolle spielen. Es wird angenommen, dass eine Autoimmunerkrankung vorliegt. Es können vorübergehende neurologische Funktionsstörungen und auch bleibende Behinderungen auftreten, wobei sehr unterschiedliche Symptome vorliegen. Die Tabelle gibt einen Überblick über die klinische Symptomatik zu Beginn der Erkrankung und im späteren Verlauf.

Foto: Privat

Zu den Symptomen, welche die Lebensqualität von MS-Betroffenen sehr stark beeinflussen, gehören Spastik und Schmerzen. Weitere wichtige Einflussfaktoren sind Depressivität, Fatigue, kognitive Einschränkungen und psychosoziale Faktoren. In diesen Fällen ist eine speziell auf diese Symptome orientierte Behandlung notwendig. Ein multidisziplinäres Behandlungsteam (Palliativteam), welches neben den spezialisierten Neurologen die Angehörigen, professionelle Pflegekräfte, den Hausarzt, Urologen sowie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Sozialarbeit beinhaltet, ist bei fortgeschrittener Erkrankung erforderlich. Nahezu zwei Drittel der MS-Patienten berichten, in den vergangenen zwölf Monaten Schmerzsyndrome gehabt zu haben (Pöllmann, 2005); für zwölf Prozent handelt es sich dabei überhaupt um das schlimmste Symptom der Erkrankung  (5). Die vorhandenen therapeutischen Möglichkeiten sind nicht immer ausreichend, nach weiteren Therapieoptionen wird deshalb laufend g